„Archiv der Selbsterkenntnis“
Salzburger Festspiele: Heute George Enescus „OEdipe“ Es war ein Schrei, der ihn nicht mehr losließ: Ein Vierteljahrhundert kämpfte Georges Enescu, der legendäre rumänische Violinvirtuose, mit dem Schrei des geblendeten Ödipus, den er 1909 an der Pariser
Salzburgs Festspielintendant Markus Hinterhäuser setzt heute mit diesem faszinierenden, viel zu selten aufgeführten Werk seinen Antikenzyklus fort. Er will damit „unsere Empathie, also unsere Bereitschaft wecken“, sich in die Welt der anderen, in diesem Fall der Antike, in ihre Gefühle und Motive einzuklicken. Ein für Salzburgs Festspiele wichtiges Thema: Sah doch deren Gründer Hugo von Hofmannsthal in der Empathie für Mythen „einen magischen Spiegel“. Und Hinterhäuser versteht die Welt der Mythen als „Archiv der Welterkenntnis“.
Von Regisseur Achim Freyers Arbeit darf man sich „ein Spektakel für Aug & Ohr“erwarten. „Ödipus, das sind wir selbst“sagt er über das Werk, dessen Vorlage der Text des antiken Dramatikers Sophokles ist. Ihm schwebt ein „Marionettentheater der Selbsterkenntnis“und ein „Theater der Erlösung“vor.
Nach Mozarts „Idomeneo“und Cherubinis „Medea“folgt heute, Sonntag, in der Felsenreitschule George Enescus „OEdipe“; Inszenierung: Achim Freyer. Ingo Metzmacher steht am Pult der Wiener Philharmoniker, die das Werk bereits in der Direktionszeit Ioan Holenders in der Wiener Staatsoper (Inszenierung: Götz Friedrich) aufgeführt haben.
Christopher Maltman singt die Titelpartie, John Tomlinson den Seher Tirésias, Brian Mulligan König Créon, Anaïk Morel die Jocaste, Michael Colvin den Laïos, Chiara Skerath die Antigone, Clémentine Margaine die gefährliche Sphinx, die Ödipus durch die richtige Beantwortung ihrer Frage „Was ist größer als das Schicksal?“tötet: Es ist der Mensch! Ödipus, der mit dem Schicksal Hadernde, wird vom Gott Apollon durch den Tod erlöst.
Über die Figur des Ödipus, an den stimmlich hohe Anforderungen gestellt sind, schrieb Enescu: „Ich habe so leicht ich kann orchestriert, so dass er mit seiner Kraft haushalten kann.“