Kronen Zeitung

Alles, was recht ist

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Einer 68-jährigen Beamtenwit­we war ihr Mops entlaufen. „Lidy, wo ist meine Lidy!“, jammerte die Frau und suchte die umliegende­n Häuser ab. „Beim Einkaufen im Supermarkt hab ich sie vor der Tür angebunden. Wie ich herauskam, war sie weg. Wo ist meine Lidy!“

Am Abend erschien der Rentner Luis R. bei der Witwe und brachte die „Lidy“an der Leine mit. „Was glaubn S, wo i den Hund gfundn hab? Vur aner Tierhandlu­ng is er gstandn und hat se de Hundekuchn in der Auslag angschaut. Da habn S eahm wieder, was is er denn wert?“

„Sie ist unbezahlba­r!“, rief Frau G. glücklich. „Wollen Sie ein Glas Milch, Sie braver Mann?“

„Danksche“, erklärte der Rentner. „Mei letzte Mülch hab i an der Mutterbrus­t trunkn. Wann S kan Obstler habn oder an Magenschna­ps, dann kriag i nur de zehn Prozent

Finderlohn. Wäul er unbezahlba­r is, einigen mir se auf an Hunderter.“

Die Witwe gab dem Mann fünfzig Euro. Nachdem er sich schimpfend entfernt hatte, erfuhr sie von einer Frau, dass der Rentner den Hund vor dem Supermarkt entführt hatte, um einen „Finderlohn“kassieren zu können.

„I bin verleumdet“, erklärte der Rentner vor Gericht, wo er wegen Diebstahls angeklagt war. „I hab den Hund gfundn, wia er bei der Tierhandlu­ng de Hundekuchn angschaut hat. Des is der Dank für mei Tierliebe! I kann Ihna nur ratn, Herr Richter, lassn S de Frau psychiatri­ern. Was de mit dem Hund aufführt, is nämlich unmenschli­ch. Hörn S ma bitte genau zua: Im Winter hat der Mops a gstrickts Gwandl mit an Pelzkrager­l an. Im Summer tragt er a Leinenhose­rl, und im Fruahjahr hat er a Pepitakost­üm an. Wann de Frau in der Fruah ihre Pflanzen am Gang gießt und de Tür offen lasst, siecht ma den Mops mitn Pyjama bei der Tür stehn.

Alles, was recht is, aber a Hund is schließlic­h a Hund und ka Mensch. Ma muss direkt Angst habn, dass er an beißt, wann ma eahm net grüaßt. Es is wirklich unhamlich, Herr Rat.“

Weil dem Rentner der Hundediebs­tahl nicht nachgewies­en werden konnte, wurde er freigespro­chen. „I kriag noch fünfzig Euro Finderlohn. I wüll nur net, dass drauf vergessn wird.“

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