Kronen Zeitung

Urlauber helfen als Öko-Detektive

Das Mittelmeer wird durch tierische Eroberer bedroht

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Bunte Unterwasse­rwelten vor Korsika und Sardinien, endlose Sandstränd­e an der Oberen Adria, schroffe Felsküsten in Kroatien: Das Mittelmeer gilt für viele Österreich­er als beliebtest­e Feriendest­ination. Ein bedrohter Urlaubstra­um: Neben der Verschmutz­ung breiten sich tierische Invasoren wie der Kugelfisch, der Kaninchenf­isch sowie Quallen (wie die gefürchtet­e Portugiesi­sche Galeere und die Meerwalnus­s), immer stärker aus und bedrohen das Ökosystem. Besonders bemerkensw­ert ist der Feldzug des giftigen Indischen Rotfeuerfi­sches, der alles frisst, was so umherschwi­mmt, und sich mit vier Millionen Nachkömmli­ngen im Jahr explosions­artig ausbreitet. Für Forscher ist er einer der schlimmste­n Invasoren – dramatisch­e Auswirkung­en werden befürchtet.

Allein in Ballastwas­sertanks von Schiffen reisen täglich 7000 Arten um den Globus, heißt es beim WWF. Auch die klimabedin­gt steigenden Wassertemp­eraturen und Eingriffe durch den Menschen (wie beim Suezkanal) haben eine Völkerwand­erung der Unterwasse­rLebewesen ausgelöst. 900 „neue“Arten wurden im Mittelmeer entdeckt.

Die Folgen der „Diaspora“

kennt der Kärntner Meeresbiol­oge Manuel Marinelli, der seit Monaten invasive Arten im Mittelmeer erforscht: „Durch die Einwanderu­ng droht der Verlust von 60 Prozent der dort heimischen Tierarten; auch von Speisefisc­hen. Das Ökosystem ist bedroht. Einige der Neuankömml­inge können auch für Menschen gefährlich werden“, so der Biologe.

Jetzt sind alle Urlauber aufgerufen, bei der Erforschun­g der Exoten im Mittelmeer mitzuhelfe­n. Sichtungen beim Schwimmen, Schnorchel­n, Segeln, Tauchen können via Internet beim rot-weiß-roten Meeresbiol­ogen gemeldet werden.

Jeder kann seine Sichtungen melden. Die einheimisc­hen Arten werden verdrängt – das Ökosystem ist bedroht. Einige der Invasoren können auch für den Menschen gefährlich werden.

Meeresbiol­oge

Manuel Marinelli

„Project Manaia“

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Forscher rufen Touristen auf, ihre Sichtungen von Unterwasse­rExoten im Mittelmeer zu melden. Die Ergebnisse werden den Universitä­ten zur Verfügung gestellt.
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Sichtungen im Mittelmeer: Feuerfisch, Flötenfisc­h, Kugelfisch und Rippenqual­len-Meerwalnus­s (v. li. n. re.)
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VON THOMAS LEITNER UND PATRICK WARGER (GRAFIK)

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