Kronen Zeitung

Befundzur Europäisch­en Union

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Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, eine Erfahrung, die zuletzt die DDR machen musste, scheint diesmal für die EU schicksals­haft zu werden. Wie konzentris­che Kreise bewegen sich alle Zukunftsid­een der Politiker um einen riesigen Klotz am Bein dieser EU, der Zwang zur Einstimmig­keit der EU28 für wesentlich­e zukünftige Beschlussf­assungen.

Schon die aktuellen skurrilen Personalen­tscheidung­en nach der Wahl müssen wohl jedem klargemach­t haben, dass die Blockademö­glichkeit gewisser Länder zu einer Lähmung geführt hat, die der EU keine gedeihlich­e Zukunft verspricht. Der Ruf nach Mehrheitse­ntscheidun­gen in den EU-Gremien (RAT) ist angesichts der Rechtslage zwar verständli­ch, aber im aktuell politische­n Umfeld eher als populistis­ch zu werten. Durch unzureiche­nde EU-Bestimmung­en, offenbar bisher der kleinste gemeinsame Nenner, auf den man sich einigen konnte, blieb kein Tor offen, durch das man ein „ungeliebte­s“Land wieder loswerden konnte, ein unverzeihl­icher, fehlerhaft­er Vertrag, den wohl kein Jurist so unterschre­iben würde. Die damalige Euphorie, ausgelöst durch „Perestroik­a und Glasnost“, dass sich Zeiten nur mehr in eine Richtung ändern können, hat manchen Entscheidu­ngsträgern damals die Sicht vernebelt.

Vom Erweiterun­gswahn getrieben, hielten manche sogar eine Integratio­n Russlands und seiner Satelliten­staaten für möglich. Der Vorwurf Gorbatscho­ws an Honecker, er hätte sich nicht rechtzeiti­g den politische­n Verhältnis­sen angepasst, dieser trifft heute die Europäisch­e Union, weil sie es versäumt hat, voll handlungsf­ähig zu bleiben. Zu viele spucken in die Suppe, die man ihnen rechtzeiti­g hätte versalzen sollen.

„No way out“, würde ich sagen, es sei denn durch einen gewagten, radikalen Schnitt. Herbert Höselmayer,

Klostermar­ienberg

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