Facharzt Prof. Dr. Peter Ferenci beschreibt heute Probleme eines 59-jährigen Mannes mit der Leber, die als Folge ungesunden Lebensstils aufgetreten sind. Die Lösung war überraschend einfach.
Anamnese
Der Patient sucht den Internisten auf, weil bei der Gesundenuntersuchung erhöhte Leberwerte festgestellt wurden. Klinisch ist er mit Ausnahme gelegentlicher Schmerzen im Oberbauch beschwerdefrei. In der Jugend war er Leistungssportler. Als Hobbyathlet ist er weiter aktiv. Berufsbedingt musste der Mann viel reisen und auch häufig Alkohol konsumieren. Das führte zu Übergewicht (97 Kilo bei 169 cm Größe). Zur weiteren Abklärung weist ihn der Internist an die Klinik zu.
Klinische Untersuchung
Die Leber lässt sich unter dem Rippenbogen klar tasten, druckschmerzhaft, die Milz hingegen unauffällig. Der Blutdruck zeigt sich mit 175/100 deutlich erhöht.
Tests
Im Labor fallen erhöhte Blutzucker-, Cholesterinund Harnsäurewerte auf. Die aussagekräftigen Leberwerte (GOT, GPT und Gamma-GT) sind stark gestiegen. Die übrigen Blutwerte liegen im Normalbereich, auch die Nierenfunktion ist in Ordnung. Es liegt keine Hepatitis-Infektion vor. Auf der UltraschallUntersuchung des Oberbauchs scheint eine vergrößerte Leber auf. Es wird dem Patienten zur weiteren Abklärung eine Leberbiopsie (operative Entnahme von Gewebe) vorgeschlagen, die er aber ablehnt.
Diagnose
Die Problematik wird mit dem Patienten ausführlich besprochen. Er leidet mit
hoher Wahrscheinlichkeit an Fettleber-Entzündung. Dazu kommt ein ausgeprägtes metabolisches Syndrom: Das stellt eine Kombination von mehreren Störungen wie Typ-2-Diabetes und zu viel Harnsäure im Blut dar. Auch der zu große Alkoholkonsum ist ersichtlich. Nachdem die Lebererkrankung mit dem Lebensstil zusammenhängt, einigt man sich darauf, hier Änderungen vorzunehmen.
Therapie
Umstellung der Lebensgewohnheiten bedeutet nicht nur gesündere Ernährung, sondern vor allem auch körperliche Aktivität. Dem Patienten rät man, weiter regelmäßig zu trainieren. Als medikamentöse Begleittherapie wird ihm Vitamin E sowie Mariendistel zur Erholung der Leber verschrieben. Die Einnahme dieser Präparate, kombiniert mit gesünderem Leben und einer Gewichtsreduktion von 9 kg, führt dazu, dass sich bei der Blutkontrolle nach 3 Monaten Normalbefunde zeigen.
Vorbeugung
Zur Therapie und auch Vorbeugung einer derartigen Lebererkrankung ist diese Form von Selbsthilfe sehr erfolgreich. Leider sind viele Betroffene beim Befolgen der Ratschläge nicht konsequent genug. Daher empfiehlt sich eine medikamentöse Begleittherapie: Die Wirkung von Vitamin E und Silymarin, einem Extrakt aus der Mariendistel, ist gut belegt und gut verträglich.
In einer Studie reduzierte die langjährige Therapie mit Mariendistel auch signifikant die Sterblichkeit bei Patienten mit Leberzirrhose. Eine neue Untersuchung zeigt zudem, dass das Medikament das Ausmaß der Narbenbildung in der Leber (Fibrose) senken kann. Das steigert die Entgiftungsleistung.