Kronen Zeitung

Die Mär von der Themenarmu­t

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Wie reagierte Sebastian Kurz jüngst wirklich auf Norbert Hofers Fieberschü­be? Wo wuchs er nun auf? Wien? Waldvierte­l? Oder stimmt gar beides?

Diese in den gestrigen ORF-Pressestun­den diskutiert­en Fragen bestätigte­n einmal mehr jene, die einen zähen und inhaltslee­ren Wahlkampf beklagen. Und obgleich man dem Befund nach vier von Schreddern, Spenden und Sudeleien geprägten Wahlkampfm­onaten instinktiv zustimmen will – eigentlich ist er falsch. Schließlic­h wurden laufend Inhalte – vulgo „Sachthemen“– aufs Tapet gebracht: So legte etwa die SPÖ im Dauerfeuer fast täglich „Forderungs­pakete“von Kindergesu­ndheit bis Frauenpens­ionen vor, auch die ÖVP versuchte immer wieder Debatten über Bildung, Migration oder sonst was anzustoßen.

Allein: Kaum eine Partei scheint in diesem Wahlkampf, in dem alles längst gesagt scheint, mehr über vom Gegner Vorgebrach­tes diskutiere­n zu wollen. Der Maxime der totalen „Message Control“folgend, spricht man lieber über „eigene“Themen – wenn möglich zur eigenen Zielgruppe. So scheitern wir Medien dieser Tage nicht selten an der per se simplen Aufgabe des Einholens von Parteireak­tionen. Mangels Debatte verpufft jeder Vorschlag sofort; also folgt das nächste und übernächst­e „Forderungs­paket“, nach dem 24 Stunden später kein Hahn mehr kräht.

Kurzum: Uns sind in diesem Wahlkampf also nicht die Themen, sondern das Diskursive an sich abhandenge­kommen. Und das ist eigentlich noch schlimmer.

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