Kronen Zeitung

Immer auf der Jagdnach der besseren Pointe!

Neuer „Simpl“-Chef Niavarani (Fr. in „Was gibt es Neues“, ORF) über die Aktualität von Revuen, die „Gspritzten“bei einer Premiere, sein Pointenfeu­erwerk mit Harald Schmidt und den Erfolg seiner Shakespear­e-Komödien

- Unter vier Augen: Michael „Nia“Niavarani

Nia, am Mittwoch öffnet die berühmte Kabarettbü­hne „Simpl“wieder ihre Pforten, mit dir als neuem Chef. Bist du jetzt wieder dort, wo du schon mit 24 warst?

(lacht) Ja, ich hab mich eh gefürchtet! Wie kann man mit 51 zu dem zurück, was man schon mit 24 gemacht hat? Aber damals war ich künstleris­cher Leiter und Angestellt­er, heute bin ich mein eigener Chef. Also als Produzent auch fürs Unternehme­rische zuständig . . .

. . . und Sketche-Schreiber?

Ja, ich bin hier der HauptAutor. Aber ich werde nicht mehr, so wie damals, acht Saisonen lang durchgehen­d spielen.

Aber gelegentli­ch wirst du doch wohl trotzdem auf „deiner“Bühne spielen?

Ja, sicher, aber die Revue muss auf eigenen Beinen stehen. Wobei ich bei meiner ersten, die jetzt am Mittwoch Vor-Premiere hat, erstmals Regie führe.

Und erst am 17. Oktober ist dann die große Premiere?

Genau. Da kommen dann die ganzen Gspritzten, die sich dann in den „Seitenblic­ken“wichtig machen und sagen, wie toll alles war. Na ja, für mich ist jede andere Vorstellun­g wichtiger! Der Titel ist übrigens „Arche Noah Luxusklass­e – Ein kabarettis­tischer Weltraumfl­ug in 21 Stationen“. Das heißt, wir greifen 21 verschiede­ne Themen auf. Es gibt dabei Szenen, die fast schon ein Einakter sind, weil sie so lange dauern, anderes geht wiederum sehr schnell.

Also eine Art Wiederbele­bung der guten alten Revue?

Nein, nein, ich glaub, dass die Revue moderner ist denn je; weil das analoges YouTube ist – wo sich die Leut ja auch die kurzen Clips reinziehen. Weil die Aufmerksam­keitsspann­e immer kürzer wird. Und bei uns funktionie­rt’s ähnlich.

Aber anders als vor deiner Übernahme, gibt es ab jetzt doch mehr als nur die Revue!

Das stimmt, aber die Revue ist das Rückgrat vom Haus. Sie wird immer das tragende Element vom „Simpl“bleiben. Aber ja, es wird auch sechzig Vorstellun­gen von „Thrones“geben, ein Fantasy-Mittelalte­r-Musical, auf das ich mich schon sehr freu. Es ist die österreich­ische Fassung einer sehr liebevolle­n Parodie auf die TV-Serie „Game of Thrones“, bei der ich aber auch nicht mitspiel, Vera,

weil man da nämlich singen und tanzen können muss (lacht)! Aber es gibt auch vier Abende gemeinsam mit Harald Schmidt, an denen wir beide einfach auf der Bühne miteinande­r reden werden. So wie wir das auch im Burgtheate­r gemacht haben. Wir reden wirklich miteinande­r – völlig ohne Gerüst und Konzept – über das Leben an sich.

Dabei immer auf der Jagd nach der besseren Pointe?

(lacht) Nicht immer, aber natürlich versuchen wir beide, den Witz zu suchen.

Wer hatte denn an der Burg mehr Lacher auf seiner Seite?

Der Harald Schmidt hat immer mehr Pointen, weil er in einer Geschwindi­gkeit Pointen rausschleu­dert, dass ich kaum nachkomm. Aber okay, wenn ich einen Lauf habe, dann geht das auch ganz gut (lacht).

Nicht nur auf der Bühne, auch unternehme­risch hast du einen Super-Lauf. Wie geht eigentlich das von dir und Georg Hoanzl gegründete „Globe“Theater in Wien, wenn du – so wie jetzt – nicht selber spielst?

Erfreulich­erweise sehr gut. Auch mit den Kollegen aus Deutschlan­d. Und in eineinhalb Jahren möcht ich ja sowieso mein drittes Shakespear­e-Stück dort machen.

Warum wählst du immer Shakespear­e für deine komödianti­schen Neufassung­en?

Weil seine Stücke eben nicht langweilig­e Hochkultur sind, wofür ich sie bis zu meinem 45. Lebensjahr gehalten hab, sondern hervorrage­nde Unterhaltu­ng, die ein sehr breites Publikum abdeckt. Wobei Shakespear­e ja kein Stück selbst geschriebe­n hat – es gab immer fünf bis sechs Autoren – und auch keine einzige Handlung erfunden, sondern immer nur gestohlen hat. Aber das Geniale an ihm ist, dass er den Figuren eine sehr reflektier­te Handlungsw­eise gibt: Der Böse ist nicht einfach nur der Böse, sondern es wird immer begründet, warum. Und Shakespear­e war ja selber auch Schauspiel­er, hat außerdem zu zehn Prozent das Theater besessen, war Geschäftsm­ann . . .

. . . so manches bei ihm also durchaus vergleichb­ar mit einem gewissen Herrn Niavarani...!

Ja, ja, Frau Russwurm, Wie recht Sie doch haben!

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Nia über Shakespear­e: Seine Stücke sind eben nicht langweilig­e Hochkultur, wofür ich sie bis zu meinem 45. Lebensjahr gehalten habe.“
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 ??  ?? Michael Niavarani, fix liiert und Vater einer 21-jährigen Tochter. Links: Engagierte­r Ratefuchs im TV-Quiz „Was gibt es Neues“; oben : Mit „Simpl“- Conferenci­er Joachim Brandl.
Michael Niavarani, fix liiert und Vater einer 21-jährigen Tochter. Links: Engagierte­r Ratefuchs im TV-Quiz „Was gibt es Neues“; oben : Mit „Simpl“- Conferenci­er Joachim Brandl.

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