Immer auf der Jagdnach der besseren Pointe!
Neuer „Simpl“-Chef Niavarani (Fr. in „Was gibt es Neues“, ORF) über die Aktualität von Revuen, die „Gspritzten“bei einer Premiere, sein Pointenfeuerwerk mit Harald Schmidt und den Erfolg seiner Shakespeare-Komödien
Nia, am Mittwoch öffnet die berühmte Kabarettbühne „Simpl“wieder ihre Pforten, mit dir als neuem Chef. Bist du jetzt wieder dort, wo du schon mit 24 warst?
(lacht) Ja, ich hab mich eh gefürchtet! Wie kann man mit 51 zu dem zurück, was man schon mit 24 gemacht hat? Aber damals war ich künstlerischer Leiter und Angestellter, heute bin ich mein eigener Chef. Also als Produzent auch fürs Unternehmerische zuständig . . .
. . . und Sketche-Schreiber?
Ja, ich bin hier der HauptAutor. Aber ich werde nicht mehr, so wie damals, acht Saisonen lang durchgehend spielen.
Aber gelegentlich wirst du doch wohl trotzdem auf „deiner“Bühne spielen?
Ja, sicher, aber die Revue muss auf eigenen Beinen stehen. Wobei ich bei meiner ersten, die jetzt am Mittwoch Vor-Premiere hat, erstmals Regie führe.
Und erst am 17. Oktober ist dann die große Premiere?
Genau. Da kommen dann die ganzen Gspritzten, die sich dann in den „Seitenblicken“wichtig machen und sagen, wie toll alles war. Na ja, für mich ist jede andere Vorstellung wichtiger! Der Titel ist übrigens „Arche Noah Luxusklasse – Ein kabarettistischer Weltraumflug in 21 Stationen“. Das heißt, wir greifen 21 verschiedene Themen auf. Es gibt dabei Szenen, die fast schon ein Einakter sind, weil sie so lange dauern, anderes geht wiederum sehr schnell.
Also eine Art Wiederbelebung der guten alten Revue?
Nein, nein, ich glaub, dass die Revue moderner ist denn je; weil das analoges YouTube ist – wo sich die Leut ja auch die kurzen Clips reinziehen. Weil die Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer wird. Und bei uns funktioniert’s ähnlich.
Aber anders als vor deiner Übernahme, gibt es ab jetzt doch mehr als nur die Revue!
Das stimmt, aber die Revue ist das Rückgrat vom Haus. Sie wird immer das tragende Element vom „Simpl“bleiben. Aber ja, es wird auch sechzig Vorstellungen von „Thrones“geben, ein Fantasy-Mittelalter-Musical, auf das ich mich schon sehr freu. Es ist die österreichische Fassung einer sehr liebevollen Parodie auf die TV-Serie „Game of Thrones“, bei der ich aber auch nicht mitspiel, Vera,
weil man da nämlich singen und tanzen können muss (lacht)! Aber es gibt auch vier Abende gemeinsam mit Harald Schmidt, an denen wir beide einfach auf der Bühne miteinander reden werden. So wie wir das auch im Burgtheater gemacht haben. Wir reden wirklich miteinander – völlig ohne Gerüst und Konzept – über das Leben an sich.
Dabei immer auf der Jagd nach der besseren Pointe?
(lacht) Nicht immer, aber natürlich versuchen wir beide, den Witz zu suchen.
Wer hatte denn an der Burg mehr Lacher auf seiner Seite?
Der Harald Schmidt hat immer mehr Pointen, weil er in einer Geschwindigkeit Pointen rausschleudert, dass ich kaum nachkomm. Aber okay, wenn ich einen Lauf habe, dann geht das auch ganz gut (lacht).
Nicht nur auf der Bühne, auch unternehmerisch hast du einen Super-Lauf. Wie geht eigentlich das von dir und Georg Hoanzl gegründete „Globe“Theater in Wien, wenn du – so wie jetzt – nicht selber spielst?
Erfreulicherweise sehr gut. Auch mit den Kollegen aus Deutschland. Und in eineinhalb Jahren möcht ich ja sowieso mein drittes Shakespeare-Stück dort machen.
Warum wählst du immer Shakespeare für deine komödiantischen Neufassungen?
Weil seine Stücke eben nicht langweilige Hochkultur sind, wofür ich sie bis zu meinem 45. Lebensjahr gehalten hab, sondern hervorragende Unterhaltung, die ein sehr breites Publikum abdeckt. Wobei Shakespeare ja kein Stück selbst geschrieben hat – es gab immer fünf bis sechs Autoren – und auch keine einzige Handlung erfunden, sondern immer nur gestohlen hat. Aber das Geniale an ihm ist, dass er den Figuren eine sehr reflektierte Handlungsweise gibt: Der Böse ist nicht einfach nur der Böse, sondern es wird immer begründet, warum. Und Shakespeare war ja selber auch Schauspieler, hat außerdem zu zehn Prozent das Theater besessen, war Geschäftsmann . . .
. . . so manches bei ihm also durchaus vergleichbar mit einem gewissen Herrn Niavarani...!
Ja, ja, Frau Russwurm, Wie recht Sie doch haben!