Unentschlossen
Österreich ist bekanntlich Weltmeister bei Elefantenrunden und Wahlduellen: 526 Stunden lang treffen die sechs Spitzenkandidaten bei Konfrontationen im öffentlichen und privaten Fernsehen aufeinander, das ist mehr als in jeder vergleichbaren Demokratie, schon beinahe inflationär. Und trotzdem wissen laut aktueller Befragung von krone.at erst 85 Prozent mit Sicherheit, wem sie am kommenden Sonntag ihre Stimme geben. 15 Prozent – und das deckt sich ziemlich genau mit den aktuellen Umfragen – sind noch immer unentschlossen. Österreichweit entscheiden sich eine halbe Million Wählerinnen und Wähler erst ganz am Schluss.
Ein Ort, an dem Unschlüssige herausfinden können, welche Partei am besten zu ihnen passt, ist wahlkabine.at So mancher ist verblüfft, was sich dort herauskristallisiert. Da werden aus jungen Angepassten plötzlich Kommunisten, aus überzeugten Gewerkschaftern Pinke, aus Leistungsträgern Pilz-Anhänger. Eine mir bekannte, passionierte Raucherin hingegen sieht nur einen Ausweg, die Zigarette in ihrem Lieblingscafé auch in Zukunft noch genießen zu können: Sie wählt FPÖ.
Die Macher von wahlkabine.at gehen davon aus, dass jeder die Partei wählt, die am ehesten seine Überzeugungen widerspiegelt. In der echten Wahlkabine entscheidet aber oft was ganz anderes. Gewohnheit, Taktik, Sympathie, ein „Jetzt erst recht“-Reflex oder persönlich-eigennützige Überlegungen. Deshalb könnten die Unentschlossenen in fünf Tagen das Zünglein an der Waage sein.