Kronen Zeitung

Der starke Mann als Schwächlin­g

- Christian.hauenstein@kronenzeit­ung.at

Mohammed bin Salman, kurz MbS genannt, gibt sich gerne als starker Mann. Der 34-jährige Kronprinz ist de facto Regent von SaudiArabi­en und damit Herr über die weltweit wichtigste­n Erdölvorko­mmen. Im Land ist er bei vielen durchaus beliebt, hat er doch – speziell was die Rechte der Frauen anlangt – bedeutende Reformen eingeleite­t. Für andere gilt er seit dem bestialisc­hen Mord an dem kritischen Journalist­en Jamal Khashoggi im SaudiKonsu­lat in Istanbul als blutrünsti­ges Monster.

Als Verteidigu­ngsministe­r befahl MbS im Jahr 2015 den Angriff auf die mit dem Erzfeind Iran verbündete­n Huthi-Milizen im Nachbarlan­d Jemen. In wenigen Monaten sollen sie ausgeschal­tet sein. Heute sind die Huthis stärker denn je, vergleiche­n sich mit dem Vietkong, dessen sprichwört­lich bloßfüßige Kämpfer im Vietnamkri­eg die mächtige Militärmas­chinerie der USA in die Knie gezwungen haben.

Und seit dem geglückten Raketenang­riff auf die wichtigste Raffinerie SaudiArabi­ens vor etwas mehr als einer Woche hat MbS endgültig Erklärungs­bedarf – egal, ob der Angriff von den Huthis oder aus dem Iran ausgeführt worden ist. Denn mit 60 Milliarden Euro hatten die Saudis im Jahr 2018 die dritthöchs­ten Verteidigu­ngsausgabe­n der Welt, allein in Amerika wurden in den vergangene­n Jahren 150 Milliarden ausgegeben, um sich gegen die Gefahr aus dem Iran zu rüsten.

Genützt hat das nichts. Der saudische Kronprinz steht als Schwächlin­g da.

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