Theaterzombies im Trödelladen
Volkstheater: „Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss“
Ein Stückerl aus Wolfgang Bauers „Change“, uraufgeführt 1969: Isabella Knöll, Lukas Watzl
Außen verhüllt wegen Renovierung, in der Umhüllung Sperrmüll in Form eines „Tanzmarathons“, der keiner ist. Horace McCoys Roman, durch Regisseur Sydney Pollack als packender Streifen unter anderen mit Jane Fonda in die Filmgeschichte eingegangen, musste für eine Volkstheater-Jubliäumsshow herhalten. Dürftig.
„Messt Euch an der Geschichte des Hauses!“130 Jahre nach Eröffnung des Volkstheaters 1889, nach vielen spektakulären, willkürlichen, geplagten und wilden Jahrzehnten, die das Haus erlebt hat, dachte man bei sich: Hätten sie nur in der Bibliothek, im immer wieder zitierten „Hitlerzimmer“, gestöbert! Stücke des Erinnerns gäbe es genug. Aber tatsächlich fragt man sich: „Was soll das Ganze?“
Dem freudig gestimmten Premierenpublikum, ständig animiert durch ein hysterisches Moderatorenpaar (Eva Kehrstephan, Jan Thümer), werden ein paar Happen aus Ur- und Erstaufführungen von Stücken von Arthur Schnitzler über Bertolt Brecht und Wolfgang Bauer bis Thomas Bernhard vorgesetzt – zwischen ständiger Lauferei des transpirierenden Ensembles von der Bühnen in den roten Salon und zurück. Anna Badora und ihr Team haben sich da selber ein Bein gestellt, denn egal, ob u. a, unter Gustav Manker, Emmy Werner oder Michael Schottenberg (sein roter Stern wird auf die Bühne gekarrt): Im Haus war Reaktionäreres los!
Das Volkstheater wurde nun endgültig zum Trödelladen. So viel Hässliches hat man schon lange nicht gesehen, so arg bis zur Schmerzgrenze haben akustisch verstärkte Schauspieler und Schauspielerinnen schon lange nicht mit hohlen Textphrasen gequält, so viel sinnlosen Furor auf der Bühne (der nicht schockt) hat man schon lange nicht gesehen. Dramaturgisch ist es ein Durchhänger, auch wenn Regisseur Miloš Lolić mit Aktivität der Inhaltsöde beikommen will. Am Ende werden alle zu Zombies: Das sind sie schon den Abend lang!