Österreich kein Land der Gerechtigkeit
Für unsere Politiker ist es mehrheitlich klar: Österreich ist gerecht. Weiter weg von der Volksmeinung könnten unsere Vertreter fast nicht sein: Nur ein Drittel findet, dass die Chancen in unserem Land auf alle gleich verteilt sind.
Jeder von uns hat sich schon einmal ungerecht behandelt gefühlt: Von Eltern oder Lehrern, vom Arbeitgeber oder von Kollegen, vom eigenen Partner. Im Gegensatz zu diesen kleinen Ärgernissen steht aber die soziale Ungerechtigkeit, die ganzen Bevölkerungsgruppen Chancen nimmt, sich zu entwickeln und etwas zu erreichen. Und die ist in Österreich – zumindest gefühlt – weit verbreitet: Nur ein Drittel der 1500 Befragten unserer großen „Krone“Umfrage hält unsere Heimat für gerecht.
Im Umkehrschluss sagen knapp zwei Drittel, dass nicht jeder die Mittel hat, um sich und seiner Familie ein halbwegs normales Leben bieten zu können. Besonders dramatisch: Je jünger die Befragten sind, umso pessimistischer sind sie: Während fast die Hälfte der über 70-Jährigen Österreich für gerecht hält, sind es bei den unter 50-Jährigen nur noch 30 Prozent. Dasselbe Gefälle gibt es zwischen hohen (49%) und mittleren (30%) Einkommen. Bei Menschen mit Matura oder Uni-Abschluss glaubt nur ein Viertel, dass jeder Österreicher dieselben Chancen hat. Mit Studien lässt sich diese Sorge nur bedingt belegen: Im europäischen Index für soziale Gerechtigkeit lag Österreich zuletzt auf Platz acht, einen Platz hinter Deutschland und weit über dem europäischen Durchschnitt.
Pessimistisch sind die Österreicher auch, wenn es um die Pensionen geht. Gerade einmal ein Viertel glaubt, dass das staatliche System für die heute unter 30-Jährigen eine ausreichende Altersvorsorge bereitstellen wird. Verheerend die Werte bei Jungen und Menschen mit hohen Bildungsabschlüssen: Nur 17 bzw. 18 Prozent halten unsere Pensionen für sicher.
Wer schon in der Pension ist, sieht das Thema entspannter: Zwei Drittel der Über 70-Jährigen machen sich keine Sorgen um die Altersvorsorge der Zukunft.
Geteilt sind die Meinungen zur Mindestsicherung. Etwa die Hälfte der Befragten sagt, dass sie zu hoch ist und es keinen Anreiz mehr für Arbeitslose gibt, wieder arbeiten zu gehen. Über 50Jährige und hohe Einkommensschichten stimmen dem mehr zu (jeweils 60%), junge Menschen (42%) und Großstädter (47%) weniger.