Kronen Zeitung

Atomkraft? Ja, bitte!

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Tschernoby­l und Fukushima. Tschernoby­l: Am 26. April 1986 kommt es im Kernkraftw­erk zum Super-GAU. Der ehemalige Umweltbera­ter von Boris Jelzin geht von weltweit 1,44 Millionen Toten aus.

Fukushima, 11. März 2011: Die Reaktoren kollabiere­n. Im Block 1 bis 3 kam es zu einer Kernschmel­ze. Große Mengen von radioaktiv­em Material – rund 10 bis 20% der radioaktiv­en Emissionen von Tschernoby­l – wurden freigesetz­t und kontaminie­rten Luft und Böden, Wasser und Nahrungsmi­ttel. Bis zu 150.000 Einwohner mussten das Gebiet verlassen. Fast 16.000 Menschen starben, mehr als 2700 Menschen gelten bis heute als vermisst. Aufgrund einer Abschätzun­g der Gesamtradi­oaktivität der freigesetz­ten Stoffe ordnete die

Atomaufsic­htsbehörde die Ereignisse mit der Höchststuf­e 7 („katastroph­aler Unfall“) ein.

Und was lernen die schlauen Finnen aus diesen Zahlen: nichts. Kaum zu glauben, Finnland baut den leistungss­tärksten Kernreakto­r der Welt. Die Region freut sich über Arbeitsplä­tze und eine neue Sehenswürd­igkeit. Risiken und ökologisch­e Einwände – spielen keine Rolle. Willkommen im Reich der Reaktoren. „Welcome to the most electric municipali­ty in Finnland.“Mit diesem Slogan begrüßt die Region ihre Besucher.

Und nun, nach diesem „Werbewahns­inn“, eine erstaunlic­he Kehrtwende, die ihresgleic­hen sucht: („ZiB 1“am Sonntag) Die Grünen sind für die Atomreakto­ren. Ja, ihr CO2-Einsparer, das ist die Lösung: Atomkraftw­erke. Schön, dass die (grüne) Vernunft über die wirtschaft­lichen Interessen gesiegt hat. Atomkraft und die Grünen.

Und was kommt als Nächstes? Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass man so tief in ein „grünes Atomloch“fallen kann. Traurig, aber leider Gottes Realität.

Gerhard Forgatsch, Wien

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