Im falschen Film
Ibsens „Rosmersholm“hat sich mit einer 19 Jahre zurückliegenden Aufführung des Burgtheaters in die Wiener Theatergeschichte eingeschrieben. An der „Josefstadt“versucht man nicht einmal, mit Peter Zadek, Gert Voss und Angela Winkler Schritt zu halten: Der arg dilettantische Bearbeitungsversuch gleicht einer vorauseilenden Kapitulation.
Überschreibungen klassischer Werke können schöne Resultate nach sich ziehen: Am Burgtheater haben zuletzt Ferdinand Schmalz („Jedermann“) und Ewald Palmetshofer („Vor Sonnenaufgang“) erstklassige, autonome Texte vorgelegt. Der Unterschied zur „Josefstadt“liegt auf der Hand: Hier sind keine professionellen Schriftsteller aktiv, sondern der Regisseur Elmar Goerden und sein Bühnenbildner (!) Ulf Stengl haben an einem Stück Weltliteratur dilettiert.
Eine auf den wohlhabenden Ortspastor spekulierende Intrigantin hat dessen Gattin in den Suizid manipuliert, wird ihrer Manöver aber nicht froh: Von Anfang an konnte man darüber rätseln, was die Bearbeiter in Korrektheitszeiten mit Ibsens finsterem Spätwerk im Sinn hätten. Die Antwort lautet: nichts von Belang, das kann man anderswo besser. Das auf drei Darsteller konzentrierte Ergebnis hat mit Ibsens Text nur die Namen gemein, schwätzt sich dafür mit niederschmetternder Banalität durch Flüchtlingskrise, Rechtsruck, Ausländerhass und #MeToo. Besser, die „Josefstadt“konzentriert sich auf ihr tolles Uraufführungsprogramm und ihre wunderbaren Schauspieler. Diesfalls Titel-Antiheld Herbert Föttinger, Joseph Lorenz – beide in flacher Links-Rechts-Umdeutung – und Katharina Klar, die eindeutig im falschen Film gelandet sind.