Es gibt keinen Respekt mehr
Die Vorfälle am Salzburger Rudolfskai in der Nacht von Samstag auf Sonntag haben aufgezeigt, wie verroht und brutal unsere Gesellschaft geworden ist. 50 Polizisten mussten ausrücken, um nach Stunden die Ordnung wieder halbwegs herzustellen, sie wurden dabei mit Steinen und Flaschen beworfen. Ein sogenannter „Türlsteher“brachte es in einem TV-Interview auf den Punkt. Er sagte dem Reporter vor der Kamera: „Es gibt heute keinen Respekt mehr, egal, ob 15 oder 50 Jahre alt, die Bereitschaft, Gewalt auszuüben, ist sehr groß!“
Und das ist eine unglaubliche Niederlage für den Ist-Zustand unserer Gesellschaft. Sind das die Früchte der antiautoritären Erziehung, die sagt: „Alles verstehen, alles verzeihen, alles muss Spaß machen“?
Es wird so viel Wert darauf gelegt, dass politisch korrekt gesprochen und geschrieben wird, aber wie es hinter den Kulissen tatsächlich ausschaut, hat dieser Vorfall einmal mehr bewiesen. Ich bin kein Rückspiegelfahrer, aber dass in meiner Jugend ein Straßenbahnschaffner mehr Autorität hatte als heute ein
Polizist, möchte ich nicht unerwähnt lassen.
Wir haben es vielleicht nicht aktiv gefördert, aber wir haben es zugelassen, dass sich die Disziplinlosigkeit und der reine Egoismus flächendeckend ausgebreitet haben. Viel zu oft wird Toleranz mit Verantwortungslosigkeit verwechselt, aus Gemütlichkeit wird über Probleme hinweggesehen. Wenn sich auch weiterhin die Feigheit im Kleid der Toleranz versteckt, wird sich die Anarchie ausbreiten wie Unkraut auf einem Boden, der nie gejätet wird. Peter Blaschek, Wien