Die pure Freiheit
Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg vierzig Jahre lang eine geteilte Stadt. An kaum einem anderen Ort der Welt wohnten Gegensätze so nah beinander wie in der deutschen Hauptstadt
Westberlin: Der Stadtteil, von dem heute noch unter Taxifahrern erzählt wird: „Willst du in dieser Branche Fuß fassen, merke dir Harald Juhnkes Adresse.“Denn der wusste sie in der Partystadt Westberlin selbst oft nicht mehr. Marian Gold, Sänger der weltberühmten Popband Alphaville („Big in Japan“, „Forever Young“) lebt hier seit Ende der 1970er-Jahre und sagt im Gespräch mit der „Krone“: „Westberlin war die pure Freiheit. Egal, ob Kunst oder Party. Hier ging alles.“Die Spitzenpolitik saß in Bonn, in Berlin nur die „vierte, fünfte Garnitur“. Wer in Westberlin wohnte, war etwas Besonderes. „Nicht wenige weinten nach dem Mauerfall eher dem Westen als dem Osten nach“, sagt Gold. Zum 30. Mal jährt sich heute dieses Jahrhundertereignis, und die ganze Stadt ist auf den Beinen. Ost und West. Kunstinstallationen, Vorträge, Ausstellungen – und Gedenken.
Denn der Osten war anders. „Ich spüre die Mauer immer noch jeden Tag, wenn ich mit dem Fahrrad durchs Brandenburger Tor fahre. Das zu dürfen, ist für mich noch immer ein berührendes Gefühl“, erzählt Zeitzeuge Matthias Brauner.
Marian Gold erinnert sich an einen Auftritt in Ostberlin, 1987 in der Sendung „Ein Kessel Buntes“. „Danach waren wir mit 50 Leuten in der Stadt unterwegs. Die Hälfte davon waren Stasi-Mitarbeiter. Aber wir kamen in jeden Klub.“Auch heute feiert Berlin. Wenn man der Friedlichen Revolution von 1989 gedenkt.