Es war einmal ein
Es ist immer die gleiche Geschichte. Ein früher gut florierendes österreichisches Unternehmern gerät durch hohe Steuern und hohe Personalkosten (oft, weil es viele Versorgungsposten für abgehalfterte Politiker finanzieren muss und weil die Gewerkschaften unnachgiebig sind) in die roten Zahlen. Dann kommt ein großer Konzern oder ein „Investor“aus dem Ausland, und alle Politiker jubeln über die „Rettung“der österreichischen Firma. Zuerst holen sich die „Investoren“die „Filetstücke“– Grundbesitz und anderes Vermögen wird „outgesourct“, also in neue Firmen „ausgelagert“. Gleichzeitig wird massiv
Personal abgebaut, und plötzlich spielt auch die Streichung von Sozialleistungen etc. keine Rolle mehr. Der Betriebsrat stimmt allen Streichungen zu und lässt sich als Retter der Arbeitsplätze feiern – besonders für die Rettung des eigenen Arbeitsplatzes. Viele Mitarbeiter müssen gehen, ein „Sozialpaket“wird geschnürt.
Eine Zeit lang geht es der „geretteten“Firma gut – aber dann kommt der nächste Schritt. Gewinnbringende Firmenteile wandern zur „Mutter“ins Ausland, verlustträchtige Teile bekommt die österreichische Tochter. Dann kommt die nächste Welle des Personalabbaues – das österreichische Unternehmen
muss ja gerettet werden. Natürlich erfolgt alles „sozial verträglich“, man wird die Mitarbeiter los, die noch „gute Verträge“hatten – auf gut Deutsch –, die zu teuer waren. Dann nimmt man wieder neues – zufällig viel billigeres – Personal auf, und das Rad dreht sich weiter, bis nichts mehr geht und das „Tochterunternehmen“pleite ist.
Somit hat der ganze Deal für das (Raben-)MutterUnternehmen Sinn gemacht und Geld gebracht, was von Anfang an Sinn des Kaufs von lästigen Konkurrenten war/ist.
Die AUA „verliert“800 Mitarbeiter, und nahezu gleichzeitig wird über akuten Pilotenmangel
und Personalmangel in der ganzen Branche berichtet. Anderen Berichten zufolge suchen Billiganbieter krampfhaft nach Piloten, die um 1000 Euro im Monat fliegen. Mehr braucht man dazu nicht sagen – außer dass man den Kopf darüber schütteln muss, wenn man Werbungen sieht, mit denen Flüge um 19 Euro oder 39 Euro angeboten werden. Dazu schweigen die sonst so lauten Umweltschützer, und eine vernünftige Besteuerung von Kerosin wird von den „Rettern der Welt“nicht einmal angedacht. Immer unter der Devise: Zahlen sollen die anderen.
Es geht seit der so bejubelten Trennung von Eigentum (Investoren) und Management immer mehr bergab, denn die meisten Manager haben keine Beziehung mehr zu ihrem Unternehmen, sie wechseln einfach die Posten, wenn sie ein Unternehmen in den Graben gefahren haben. Hauptsache, die Investoren sind zufrieden und können ordentlich abkassieren. Zumindest haben sie die „outgesourcten Filetstücke“, die sie um viel Geld verkaufen können.
Die Leidtragenden an diesem Brutalkapitalismus sind die Arbeitnehmer, die Steuerzahler und letztendlich die Wirtschaft. Damit es keinen Aufschrei der Linken gibt, hat man die via EU ins Boot geholt und versorgt sie mit jeder Menge politischer Versorgungsposten, damit sie brav bei dieser Schweinerei mitmachen. Da es den meisten Politikern, Managern und Investoren nur um den eigenen Reibach geht, wird weitergewurstelt – bis das System kollabiert, und man hat immer mehr den Eindruck, dass das nicht mehr lange auf sich warten lässt. Man muss sich nur die Währungspolitik der EU anschauen, der es nur darum geht, dass die Investoren ihre Gewinne machen, der Rest ist ihnen egal, und das sieht man immer deutlicher an der Entwicklung und an der Personalpolitik innerhalb der EU.
Stephan Pestitschek, Strasshof