„Platzhirsch in Sachen Beethoven“
Rudolf Buchbinder: Beethoven in Wien, Konzerte in Paris, New York, Chicago
Soeben feierte er Triumphe in Chicago und in New Yorks Carnegie Hall, heute gibt er noch einen Klavierabend in Chicago: Rudolf Buchbinder, in der internationalen Pianistenszene Österreichs Nummer eins, ist bereits Mittwoch (14.) wieder im Wiener Musikverein zu hören.
Für „Rudi“steht Beethoven die Saison 2019/20 im Mittelpunkt: Der mit vielen Preisen geehrte BeethovenSpezialist absolviert im Musikverein seinen „Beethoven-Buchbinder-Zyklus“– auf dem Programm: alle fünf Klavierkonzerte mit fünf internationalen Spitzenorchestern, dem Gewandhaus Leipzig unter Andris Nelsons, dem Bayerischen Runfunksymphonieorchester unter Mariss Jansons, der Dresdner Staatskapelle unter Christian Thielemann.
Kommenden Mittwoch (14.) führt er mit den Münchner Philharmonikern unter Valery Gergiev das dritte auf und beendet die Reihe im Dezember mit den Wiener Philharmonikern unter Riccardo Muti mit dem 5. Klavierkonzert (6., 7., 8., 9. Dezember).
Geradezu schwärmerisch nahmen Publikum und Kritik etwa in Leipzig seinen Beethoven auf: „Wenn Buchbinder, der Platzhirsch in Beethoven-Angelegenheiten, hinzutritt, da scheinen sich alle so vermeintlich simplen Läufe und Arpeggien in apollinische Lichtstrahlen zu verwandeln. Brillanz ist bei seinem kristallin klaren Klavierton keineswegs
nur das Ergebnis ungezügelter Spielfreude, sondern auch aus objektiver Zurücknahme zu gewinnen.“
Buchbinders Beitrag zum 250. Geburtstag des Komponisten ist aber auch „Diabelli 2020“. Von Beethovens 33 Diabelli-Variationen (1823) fasziniert, tritt er in Konkurrenz mit dem berühmten Musikverleger Anton Diabelli, der nicht nur Beethoven einlud, Variationen über einen „Walzer“zu schreiben, sondern auch alle Prominenten zwischen Schubert und Franz Liszt. Buchbinder präsentiert am 3. März 2020 im Musikverein die Beiträge von 12
Komponisten, die ihre Sätze für ihn schrieben: so Lera Auerbach, Toshio Hosokawa, Philippe Manoury, Krzysztof Penderecki, Rodion Shchedrin, Johannes Maria Staud, Tan Dun, Jörg Widmann u. a.
Beethoven und Buchbinder: „Eine lebenslange Beziehung“, bestätigt der Pianist. „Man ist zuerst vom Revolutionär fasziniert. Seine 32 Sonaten verfolgen einen ein Leben lang. Ein ewiges Auf und Ab, Analysieren, Neu-Sehen und -Verstehen, wobei die ,reife‘ Periode ein besonderes Problem ist – denn das war der ,ganz mormale Beethoven‘. Ich will zum Beispiel keine
Neuaufnahmen. Obwohl der berühmte Joachim Kaiser einmal sagte, ich sollte alles neu einspielen, erst jetzt wäre ich dafür ,frei‘! In jungen Jahren ist man intoleranter, unflexibler. Im Laufe der Jahre ändern sich Interessen, es wirken unsichtbare Bremsen.“
Mit fünfzehn gewann Buchbinder (heute 72) beim ARD-Musikwettbewerb den 1. Preis. Seither hat er ein riesiges Repertoire erarbeitet, mit dem er von New York bis Tokio, überall in Europa, aber auch in China Triumphe feiert. 50 Klavierkonzerte, davon 30 stets ebenso abrufbar wie sieben, natürlich wechselnde Programme, und unzählige Werke bis zu Ravel.
Was wünscht er sich für die nächsten zehn Jahre? „Einen weiteren Höhepunkt meiner Karriere zu erleben. Der Vertrag mit der Deutschen Grammophon war ein erster Schritt. Und ich will Neues entdecken. Jetzt etwa George Gershwin und Rachmaninow. Vielleicht auch Bartóks 3. Klavierkonzert.“