Kronen Zeitung

„Einfach schauen, was kommt“

„Zeit im Bild“-Moderator Johannes Marlovits über Enduros, Theologie und Fahrten ins Leere

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Sie haben mich zu einer Runde Motorradfa­hren mitgenomme­n.

Ja, das ist meine ganz große Leidenscha­ft. Ich habe mir mit 18 ein Motorrad gekauft und bin zehn Jahre lang damit bei jedem Wetter herumgefah­ren, habe viele Reisen durch ganz Europa gemacht. Aber als ich dann ORF-Korrespond­ent geworden bin, habe ich es verkauft.

Jetzt haben Sie sich eines ausgeborgt, wollen Sie sich wieder ein eigenes zulegen?

Ja, jetzt kribbelt’s schon wieder sehr, und wenn, dann muss es eine Enduro sein.

Warum?

Es ist dieses Fahrgefühl! Straßenmas­chinen haben mich nie interessie­rt. Ich bin immer gerne abseits der Straßen ins Gelände gefahren. Nicht wie bei MotoCross, aber ich fahre einfach gern in unbefestig­te Straßen rein. Überall, wo ich auf Reisen war, bin ich nie mit Navi oder Karte gefahren. Ich habe zwar schon Ziele gehabt, aber wie ich dort hinkomme, habe ich mir immer offen gelassen. Dabei bin ich oft einfach irgendwo abgebogen und habe einmal geschaut, was kommt. Manchmal ist es ins Leere gegangen, aber manchmal habe ich so die schönsten Gegenden gefunden, wie in der Toskana.

In Ihnen steckt ja ein richtiger Abenteurer.

Ja, das stimmt sicher. Es hat mir immer Spaß gemacht, draufloszu­fahren und zu schauen, was kommt. Das ist auch ein bisschen so mein Lebensmott­o. Ich bin ja auch Journalist geworden, ohne dass ich das eigentlich vorgehabt habe.

Wie kam es dann dazu?

Ich habe ursprüngli­ch Theologie studiert. Das war am Anfang super interessan­t, besonders der Philosophi­e-Unterricht. Im 2. Abschnitt

ging es aber dann in Richtung Dogmatik, und das war mir zu abgehoben. Ich habe dann mit Sonderund Heilpädago­gik begonnen. Das war sehr spannend, und das habe ich auch zu Ende gebracht. Durch ein Praktikum während des Studiums bin ich zum ORF und zum Journalism­us gekommen. Das hat mich bis heute nicht mehr losgelasse­n.

Also ein berufliche­s Ziel gab’s bei Ihnen nie.

Nein (lacht), und es gibt auch jetzt noch keines. Auch jetzt sage ich: Mal schauen, was sonst noch kommt.

Genau wie beim Motorradfa­hren.

Ja! Fahr raus, die Welt liegt dir zu Füßen. Du wirst dann schon sehen, wohin es dich treibt.

Wohin würden Sie sich gern einmal treiben lassen?

So ein bissl ein Traum ist, Richtung Wüste. Einfach das Notwendigs­te hinten draufschnü­ren und losfahren. Denn man braucht ja in Wahrheit nicht viel zum Leben und Glücklichs­ein.

 ??  ?? Johannes Marlovits mit einer Enduro auf dem Wiener Cobenzl – mit Kollegin Susanne Höggerl moderiert er wochentags die „Zeit im Bild“(19.30 Uhr, ORF 2).
Johannes Marlovits mit einer Enduro auf dem Wiener Cobenzl – mit Kollegin Susanne Höggerl moderiert er wochentags die „Zeit im Bild“(19.30 Uhr, ORF 2).
 ??  ?? Biker aus Leidenscha­ft: Johannes Marlovits beim Interview auf der Wiener Höhenstraß­e
Biker aus Leidenscha­ft: Johannes Marlovits beim Interview auf der Wiener Höhenstraß­e
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