Phänomenal
Jetzt hat er sich endgültig in die Herzen der Österreicherinnen und Österreicher geschlagen, gesmasht und gestoppt. Dieser 26-jährige Niederösterreicher. Dieser Teufelskerl von einem Tennisspieler. Dieser Dominic.
Aber es ist freilich nicht nur seine glanzvolle Kunst, diesen kleinen gelben Ball druckvoll über das Netz zu spielen, die ihn so beliebt macht. Auch sein gesamtes Auftreten. Zurückhaltung gepaart mit unbändigem Angriffsgeist. Bescheidenheit gepaart mit auch in noch so brenzligen Situationen
grenzenloser Coolness. Bodenständigkeit gepaart mit diesen so abgehoben gut erscheinenden, wuchtvollen Schlägen.
Und so ist es dieser Tage verdammt schwierig, jemanden zu finden, der sich nicht mit Thiem freuen würde. Das ist keinesfalls selbstverständlich. Auch nach den größten Erfolgen des Marcel Hirscher meldeten sich etwa stets ein paar Neider zu Wort. Ein paar seiner hartnäckigen Gegner, die immer irgendetwas an ihm auszusetzen wussten.
Auch bei nahezu allen anderen Stars dieses Formats war dem so. Etwa einst bei Hermann Maier und Stephan Eberharter. Die einen verehrten den Salzburger und verabscheuten den Tiroler, bei den anderen war es umgekehrt. Und so sorgte eines ihrer Duelle für einen bis heute bestehenden Quotenrekord.
Knapp 2,3 Millionen saßen bei der WM-Abfahrt 2003 vor dem TV-Schirm, um den einen Siegen und den anderen Verlieren zu sehen. Zweiteres taten übrigens dann beide. Und gewonnen hat Michael Walchhofer.
Am Dienstag fieberten beim Thriller von London auf ServusTV bis zu 311.000 Menschen mit. Das ist für einen Privatsender und in Anbetracht der Tatsache, dass das Spiel erst knapp vor Mitternacht zu Ende war, ähnlich sensationell wie die 2,3 Millionen von damals. Und es sagt sehr, sehr viel über den Stellenwert aus, den sich Thiem erkämpft hat. Genau wie die Worte des bezwungenen Novak Djokovic. „Dominic ist phänomenal“, meinte der Serbe nach der für ihn so bitteren Niederlage.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Rein gar nichts.