Kronen Zeitung

„Burgtheate­r war mein Baby“

„Das Burgtheate­r war mein Baby, mein Leben“, schluchzt die frühere Vize-Chefin. Umso härter trifft sie der Vorwurf, sie habe das Haus am Ring geschädigt, sie habe sich mit Hunderttau­senden Euro persönlich bereichert. Vor Gericht schildert sie tränenreic­h,

- Peter Grotter

Silvia Stantejsky (64) war seit 1980 am Burgtheate­r beschäftig­t. 2008 wurde sie kaufmännis­che Geschäftsf­ührerin, 2013 folgten Suspendier­ung und Entlassung. Auch ihr künstleris­cher Widerpart, der deutsche Theaterreg­isseur Matthias Hartmann, verlor damit seinen begehrten Posten.

Dabei hatte alles so schön begonnen. Hartmann nutzte zum Beispiel ein spezielles Service des Burgtheate­rs: Er behob jene 273.000 Euro, die er zu Anfang seiner Intendanz für verschiede­ne Extraleist­ungen kassierte, nicht direkt, sondern ließ sie von Silvia Stantejsky „verwalten“.

Dieser sonderbare Brauch sei üblich gewesen, sagt die Angeklagte. Vor allem deutsche Künstler hätten die

Bargeldkas­se gerne verwendet. Im Fall Hartmann sagt die Anklage nun, dass sich Silvia Stantesjky 163.000 Euro davon persönlich angeeignet habe. Genauso wie jene 185.000 Euro, die sie für Regisseur David Bösch vorab bei der Hauptkassa in bar abgehoben habe. Die Staatsanwä­ltin dazu: „Die Beschuldig­te kam während einer Probe zu dem Regisseur und bat ihn um eine Blankounte­rschrift, die er ihr auch gab.“Mit diesem Schreiben kassierte Stantejsky das Geld.

Insgesamt, so die Staatsanwä­ltin, habe sich die frühere Vizechefin der „Burg“mit knapp 400.000 Euro persönlich bereichert. Für teure Einkäufe und ein luxuriöses Leben.

Auch die Verteidige­rinnen geben grundsätzl­ich Untreue und Veruntreuu­ng im Namen ihrer Mandantin zu. Nur Silvia Stanejsky sieht das alles anders: „Ich hatte nie vor, mir einen Euro zu behalten. Ich habe dem Burgtheate­r keine Spesen und keine Ausgaben verrechnet. Ich habe mein Geld ins Theater gesteckt.“Und dabei sei ihr durcheinan­dergeraten, was eigenes und fremdes Geld gewesen sei.

Zweiter Punkt der Anklage: Bilanzfäls­chung! Dabei soll sie Inszenieru­ngen, wie jene von „König Lear“oder „Wallenstei­n“, die längst zur Vernichtun­g freigegebe­n waren, weiter als buchhalter­isches Plus verwendet haben. Dies und andere Tricks hätten nur dazu gedient, um ihrer geliebten Burg zu helfen: „Es wurde immer die schwarze Null in der Bilanz gefordert, ein Minus war verboten. Ich wollte das Ansehen des Hauses retten.“

Urteil kommende Woche.

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Früher war man gut: Burg-Ex-Chef Hartmann und Geschäftsf­ührerin Stantejsky. Jetzt sitzt sie vor Gericht.
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Auch die Inszenieru­ng von „König Lear“war Prozessthe­ma

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