Postenschacherei ganz frei per SMS
◗ Postenschacher durch aufgetauchte Textnachrichten belegt? ◗ ÖVP wehrt sich ◗ An U-Ausschuss führt wohl kein Weg mehr vorbei
Aufgetauchte Chatverläufe von Heinz-Christian Strache & Co. belasten vor allem die FPÖ schwer: So dürfte der Posten-Deal bei den Casinos nicht der einzige türkis-blaue gewesen sein. Publik geworden ist auch eine verdächtige Nachricht des Novomatic-Chefs über die Blauen. Ein U-Ausschuss zur Causa scheint fix zu sein.
In der komplexen Affäre um die Casinos Austria geht es im Wesentlichen um eine simple Frage: Wurde der angeblich unqualifizierte FPÖBezirksrat Peter Sidlo nur Finanzvorstand der Casinos, weil die Blauen dafür dem Miteigentümer Novomatic Glücksspiellizenzen versprochen hatten? Um dies zu klären, kam es zu etlichen
Hausdurchsuchungen, auch Handys wurden einkassiert.
Und einige Fundstücke haben es in sich: Da sinnierte Ex-Vizekanzler HeinzChristian Strache ungeniert über Postenschacher. So setzte Strache etwa Ex-Finanzminister Hartwig Löger unter Druck, Sidlo in den Vorstand zu bringen – die FPÖ habe der ÖVP ja auch
Könnte sein, dass sich Egon Zehnder (Headhunter) bei dir meldet bezüglich Referenz für mich. Dann erzähl ihm halt, wie toll ich bin ;-)
Blauer Casinos-Vorstand Peter Sidlo an Heinz-Christian Strache
Lieber Hartwig! Wir haben bei ÖBB, ASFINAG etc. alle eure 30 Aufsichtsräte sofort umgesetzt. In euren Ressorts warten wir bis heute . . . auch Telekom!
Strache an Ex-Finanzminister Löger
Sidlo wurde von der Novomatic (...) mit dem Ziel nominiert, von der FPÖ im Gegenzug politische Unterstützung für Lizenzen zu sichern.
Ex-Casinos-Chef Alexander Labak an Aufsichtsrats-Chef Walter Rothensteiner
etlichen Jobs, in der ASFINAG und anderswo, verholfen. In einem Chat zwischen Sidlo und Strache überlegen die zwei, wie man den Sidlo für ungeeignet haltenden Personalberater umstimmen könnte. Straches Frage, wie das gehen soll, beantwortete Sidlo keck: „Dann erzähl ihm halt, wie toll ich bin ;-)“
Für Aufsehen sorgt auch eine Nachricht des Novomatic-Chefs: Als Türkis-Blau 2017 verhandelt wurde, bat er seinen Pressesprecher, wegen Lizenzanliegen ein Treffen mit einem gewissen Markus Tschank einzufädeln – der FPÖ-Mann betreibt einen Verein, der wenig später 200.000 Euro „Sponsoring“von Novomatic erhielt.
Zu Ende ist diese Affäre übrigens noch lange nicht: Denn ein UAusschuss ist trotz des Zögerns der SPÖ sehr wahrscheinlich. Und dieser könnte zur Schlammschlacht werden, denn die ÖVP kündigte bereits an, auch „SPÖ-Machenschaften“in den Casinos – die in den vergangenen Jahren dem Verzu nehmen nach fast acht Millionen Euro an Abfindungen für abgelöste Chefs zahlen mussten – zu thematisieren. Starten würde der UAusschuss Anfang 2020, ein Endbericht ist frühestens 2021 zu erwarten. Das Problem an der Sache: Solange das Verfahren dazu läuft, können Beschuldigte – und das sind Löger, Strache & Co. allesamt – im U-Ausschuss jede Aussage zur Causa verweigern.