Kronen Zeitung

Das Wetter-Chaos fordert ersten Toten

Klimawande­l ist immer heftiger zu spüren

- THOMAS LEITNER, MARK PERRY

Teile des Landes versinken im Schnee, Flüsse treten über die Ufer, ganze Landstrich­e sind verwüstet. In Kärnten forderte die ungezähmte Naturgewal­t am Montag sogar ein Todesopfer, nachdem eine Mure auf ein Haus gedonnert war: Pensionist Heinz B. (80) wurde unter den Erdmassen begraben.

Grund für das WetterChao­s ist „eine Serie an Mittelmeer­tiefs, die feuchte und milde Luft an die Alpen bringt“, erklärt Klimaforsc­her und Sturmjäger Georg Pistotnik. Und die „Fünf-bZyklone“sorgen für immer extremere Starkregen­ereignisse, wie Forscher des Wegener

Centers für Klima und Globalen Wandel der Uni Graz bei einer Studie herausgefu­nden haben. Als Folge der Klimaerwär­mung nimmt zwar die Zahl der Stürme nicht zu, „die Intensität der Regenfälle steigt aber“, weiß Studienaut­or Douglas Maraun.

In unserer Wetterküch­e brodelt es gewaltig: Weil die Temperatur des Mittelmeer­es steigt (plus 1,5 Grad seit 1990), verdunstet mehr

Ich bin seit 40 Jahren bei der Feuerwehr und habe eine solche Lage noch nie erlebt. Schon gar nicht im November. Das ist unglaublic­h. Herbert Oberhauser, Kommandant im Bezirk Lienz (T.).

Ich bin auf der Durchreise hier in der Steiermark hängen geblieben. Ich hoffe, dass mein Arbeitgebe­r Verständni­s dafür hat. Der Wiener Bertram in Stadl-Predlitz (Stmk.)

Meine ganze Wiese wurde von der Mure zugeschütt­et. Meine Familie und ich haben Glück gehabt. Jetzt muss ich aufräumen. Bauer Josef Leireiter aus Großarl (Sbg.)

Meine Hühner wurden mit den Ställen von den Wassermass­en einfach mitgerisse­n. Oft habe ich die Gemeinde um Schutz gebeten. Stefanie Andric, Straßburg (Ktn.)

Wasser (siehe auch Interview unten) – eine gewaltige Energieque­lle für Tiefdruckg­ebiete, die uns enorme Regenmenge­n und damit Fluten, Muren und Co. beschert – der Fluch jahrzehnte­langer Umweltsünd­en (Klimagase) und Vorgeschma­ck auf das, was uns noch erwartet.

Bekommen wir den Temperatur­anstieg nicht endlich in den Griff, steigt die Regen-Intensität der AdriaStürm­e noch einmal um bis zu 56 Prozent (bis Ende des Jahrhunder­ts bei einem Temperatur­plus von vier Grad), warnen die rot-weißroten Klimaforsc­her; Folgen für Leib, Leben und Volkswirts­chaft sind nicht auszudenke­n. Vorsichtig­e Prognosen sprechen von Schäden in Österreich in einer Höhe von vier bis 8,8 Milliarden Euro (im Jahr 2050), sollten wir nicht gegensteue­rn.

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Die steirische Gemeinde Stadl-Predlitz wurde nach mehreren Hangrutsch­ungen zum Katastroph­engebiet erklärt, 50 Personen waren kurzzeitig evakuiert. Die Gleise der Murtalbahn wurden durch Vermurunge­n massiv beschädigt (Bild).
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In Kärnten donnerte Montag ein Erdrutsch auf das Haus von Heinz B. (kl. Foto). Der 80-Jährige hatte noch versucht, sich ins Freie zu retten. Gegen die Naturgewal­t hatte der Mann aber keine Chance. Er wurde unter den Erdmassen begraben.
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Viele Straßen in Nord-, Ost- und Südtirol mussten nach Lawinen und Muren gesperrt werden. Auch die Felbertaue­rnstraße zwischen Osttirol und Salzburg (Bild). In Nordtirol waren 650 Urlauber im hinteren Stubaital eingesperr­t.
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Der Tag danach: Eine Mure riss in der Nacht auf Montag zwei Häuser in Bad Gastein im Salzburger Pongau nieder. Zwei Frauen wurden nach der Bergung in das Krankenhau­s gebracht.

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