Kronen Zeitung

„Es muss so richtig wehtun“

- Christian.hauenstein@kronenzeit­ung.at

„Es muss so richtig wehtun“, sagte unlängst ein Demonstran­t in Hongkong in eine TV-Kamera und erklärte in der Folge, dass die Protestbew­egung ihre Ziele ohne Gewaltanwe­ndung niemals erreichen werde. In einem Interview mit der „Süddeutsch­en Zeitung“legt jetzt einer der Wortführer der Aktivisten, der in Hongkong alles andere denn unumstritt­ene Wong Joshua, nach: „Mit rein friedliche­n Mitteln werden wir unser Ziel nicht erreichen.“

Das mutet zumindest seltsam an, erklärt Wong doch die unabhängig­e Untersuchu­ng der Polizeigew­alt gegen die Demonstran­ten als mittelfris­tiges Ziel der Bewegung. Er setzt also auf Gewalt, um die Gewalt der Gegenseite anzuprange­rn. Gewalt rechtferti­gt damit Gewalt. Das können auch in Hongkong viele nicht verstehen.

So berichtet etwa Tobias Brandner, Schweizer Theologiep­rofessor an der Chinesisch­en Universitä­t von Hongkong, der „Neuen Zürcher Zeitung“: „Ich konnte beobachten, wie Studenten fast mittelalte­rliche Wurfgescho­sse konstruier­t haben, um Steine über die Barrikaden zu schleudern.“Er und seine Studenten seien schockiert von den Ausbrüchen der Gewalt. „Ich persönlich finde das sehr bedenklich.“

Zu Ende gedacht, würde die Rechtferti­gung der Gewalt in einen Bürgerkrie­g führen. So weit wird es hoffentlic­h nicht kommen. Ein Ende der Auseinande­rsetzungen ist aber ebenfalls nicht abzusehen. Die Fronten sind zu verhärtet. Und keiner will nachgeben.

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