„Es muss so richtig wehtun“
„Es muss so richtig wehtun“, sagte unlängst ein Demonstrant in Hongkong in eine TV-Kamera und erklärte in der Folge, dass die Protestbewegung ihre Ziele ohne Gewaltanwendung niemals erreichen werde. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“legt jetzt einer der Wortführer der Aktivisten, der in Hongkong alles andere denn unumstrittene Wong Joshua, nach: „Mit rein friedlichen Mitteln werden wir unser Ziel nicht erreichen.“
Das mutet zumindest seltsam an, erklärt Wong doch die unabhängige Untersuchung der Polizeigewalt gegen die Demonstranten als mittelfristiges Ziel der Bewegung. Er setzt also auf Gewalt, um die Gewalt der Gegenseite anzuprangern. Gewalt rechtfertigt damit Gewalt. Das können auch in Hongkong viele nicht verstehen.
So berichtet etwa Tobias Brandner, Schweizer Theologieprofessor an der Chinesischen Universität von Hongkong, der „Neuen Zürcher Zeitung“: „Ich konnte beobachten, wie Studenten fast mittelalterliche Wurfgeschosse konstruiert haben, um Steine über die Barrikaden zu schleudern.“Er und seine Studenten seien schockiert von den Ausbrüchen der Gewalt. „Ich persönlich finde das sehr bedenklich.“
Zu Ende gedacht, würde die Rechtfertigung der Gewalt in einen Bürgerkrieg führen. So weit wird es hoffentlich nicht kommen. Ein Ende der Auseinandersetzungen ist aber ebenfalls nicht abzusehen. Die Fronten sind zu verhärtet. Und keiner will nachgeben.