Wegschauen
Alle Probleme des Wiener Gesundheitssystems hier aufzuzählen würde den Rahmen unseres Blattumfanges sprengen, trotzdem ein paar Punkte: ewig lange Wartezeiten auf Operationen, katastrophale Zustände bei der Versorgung von Frühgeborenen, Ärztemangel, Wasserschäden im KH Nord usw. Um es salopp zu formulieren: Die Wahrscheinlichkeit, in einem Gangbett zu ertrinken, ist mittlerweile gar nicht mehr so gering.
Sehen wir uns an, wie die Stadtregierung auf die Probleme reagiert. Der Gemeinderat am Montag war ein Paradebeispiel kollektiven Wegschauens. Birgit Meinhard-Schiebel von den Grünen übte zwar massive Kritik – aber nicht an den eigenen Unzulänglichkeiten, sondern an der „Krone“. Unsere Artikel zur Pflegemisere und die Bitte an die Leser, uns Erfahrungsberichte zu schicken, sei ein „Aufruf zum anonymen Vernaderertum“. Wie in „Zeiten, an die wir uns ungern erinnern“. Unabhängig von dem skandalösen Vergleich: Warum müssen sich Wiener anonym an die „Krone“wenden? Sie haben Angst vor Repressalien, um ihre Gemeindewohnungen und um ihre Jobs, wenn sie bei der Stadt oder stadtnahen Betrieben arbeiten. Woher wir das wissen? Unsere Leserschaft, denen Meinhard-Schiebel vom Rednerpult aus ins Gesicht gespuckt hat, schreibt uns das.
Was hatte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im Gemeinderat zu sagen? Nichts! Er grantelte der Opposition von der Bank aus in die Reden. Sonst Schweigen.
Wir lassen unseren Lesern und uns nicht den Mund verbieten. Haben Sie Infos zum Pflegenotstand, dann bitte: pflege@kronenzeitung.at