Schweden stellt Ermittlungen gegen Julian Assange ein
Alle Vergewaltigungsvorwürfe wurden fallen gelassen
STOCKHOLM. Die Vorermittlungen wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen Julian Assange sind eingestellt. Das teilte die stellvertretende Direktorin der schwedischen Strafverfolgung, Eva-Marie Persson, am Dienstag mit. Erst am Montag hatte ein Gericht in London die Inhaftierung des Wikileaks-Gründers verlängert.
Alle Voruntersuchungen gegen den Wikileaks-Gründer wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung werden niedergelegt. Es gebe keine ausreichenden Beweise für eine Verurteilung, sagte Persson vor Medien in Stockholm.
Assange hatte 2010 geheime Dokumente der USA bezüglich der Kriege in Afghanistan und im Irak veröffentlicht, etwa über die Tötung von Zivilisten bei Militäroperationen und die Haftbedingungen im US-Gefängnis Guantánamo auf Kuba. Im selben Jahr war der Wikileaks-Gründer in Schweden von zwei Frauen wegen Vergewaltigung und sexuellen Missbrauchs angezeigt worden. Er hat die Vorwürfe stets bestritten. 2012 flüchtete er in die Botschaft Ecuadors in London in der Befürchtung, dass Schweden ihn an die USA ausliefern könnte. Am 11. April 2019 wurde er verhaftet, nachdem Ecuador Assange das politische Asyl entzogen hatte. Anfang Mai wurde er dann zu 50 Wochen Gefängnis verurteilt, weil er mit seiner Flucht in die Botschaft gegen die Bewährungsauflagen seiner Kaution verstoßen und sich der britischen Justiz entzogen hatte.
Erst vergangenen Montag hatte ein Gericht in London die Inhaftierung des Wikileaks-Gründers verlängert. In der vier Minuten langen Anhörung ging es um das Auslieferungsgesuch der USA. Der Gründer der Enthüllungsplattform nahm lediglich per Videoschaltung aus dem Gefängnis Belmarsh am Prozess teil. Der 48-Jährige war unrasiert, trug eine weiße Hose samt Pullover und einer Brille. Der gebürtige Australier wirkte gelangweilt, als er den Worten der Anklage, der Verteidigung und der Richterin zuhörte. Die nächsten beiden Anhörungen in London sind für den 13. und den 19. Dezember anberaumt.