Royaler Tsunami
Es ist nicht leicht, in die Rolle der Queen zu schlüpfen. Oscar-Preisträgerin Olivia Colman bekannte unlängst im „stern“, dass sie die „Maske der Ausdruckslosigkeit“, für die die britische Königin berühmt ist, vor eine Herausforderung gestellt hatte. Nur durch einen Trick konnte sie diese Miene der Unerschütterlichkeit bewahren: „Über Ohrenstöpseln hörte ich mir den britischen Seewetterdienst an. Da regt sich nichts in mir.“
Am Sonntag wurde die dritte Staffel der Erfolgsserie „The Crown“auf Netflix veröffentlicht – doch in Sachen Dramatik laufen die aktuellen Skandale des Hauses Windsor der eigenen (Serien-)Geschichte den Rang ab. Seitdem sich Prinz Andrew in einem Interview über seinen Part im Missbrauchsnetzwerk von Jeffrey Epstein um Kopf und Kragen redete, kennt die britische Presse kein anderes Thema mehr. „Ich habe eine Zugkatastrophe erwartet. Das aber war ein Flugzeug, das in einen Öltanker stürzt, (…) und einen Tsunami auslöst“, twitterte der Königshausexperte Charlie Procter über die erbärmlichen Rechtfertigungen von „Randy Andy“, die ihn immer tiefer in den Morast sogen.
Die Briten haben sich nach Abwechslung vom Brexit gesehnt – nun hat das Königshaus dafür gesorgt. Sogar Boris Johnson erscheint gegen diese scheußliche Geschichte wie ein untadeliger Gentleman. Die Queen schweigt wie immer – scheinbar unerschütterlich. Vielleicht hört sie aber auch den Britischen Seewetterdienst. Achtung: Es könnte ein Sturm aufziehen . . .