Das Feuer springt über
Technisch brillant, hochemotional und mit feinem Gespür für die Nuancen des Lebens: Die „Jazz-Session zum 60. Geburtstag“von Thomas Quasthoff wurde im Konzerthaus auch zu einer Liebeserklärung an das ihn liebende Wiener Publikum – wienerisch gefärbte Kommentare und heitere Erzählungen inklusive.
Den stimmlichen Schritt zum Jazz hat der klassisch ausgebildete, gefeierte Bassbariton schon vor mehr als zehn Jahren erfolgreich vollzogen und erfreut seither gemeinsam mit seinen profunden Instrumentalkollegen mit seinen musikalischen Versionen aus Jazz, Soul, Blues und Pop.
Da geht es etwa vom schmelzend schönen „You Are So Beautiful“nahtlos über in ein rockig-kantiges „I Can’t Stand The Rain“, das die enorme Bandbreite aufzeigt, die Quasthoff mit seiner Stimme ausbreitet und vielfältig erweitert, swingend und groovend.
Als Geschenk an sich selbst lud der charmant-charismatische Jubilar für seine Geburtstagstour zwei hochkarätige Gastmusiker: Posaunist Nils Landgren und Bill Evans am Saxofon spielen gemeinsam mit der Stammtruppe aus Wolfgang Haffner am Schlagzeug, Dieter Ilg am Bass, Simon Oslender am Klavier und Bruno Müller an der Gitarre ein „Ständchen“für den Freund: „Blues für Thomas“wird eine ziemlich hitzige Angelegenheit, und mit „Jean Pierre“erinnert Bill Evans an seine gemeinsame Zeit mit Miles Davis – auch hier in Wien.
Quasthoff taucht stimmlich in die Tiefe, scattet, imitiert ein Jazzorchester, erklimmt beträchtliche Höhen und kann zwischendurch durchaus schrill werden. Ein Kraftwerk der Spiel- und Lebensfreude voll Feuer, das mühelos überspringt.