Kronen Zeitung

Liebe Politiker, lest alle diese Briefe! lest alle diese Briefe!

Statt über die Pflegeakti­on der „Krone“öffentlich zu schimpfen, sollten sich die Verantwort­lichen die Zeit für unsere Leser nehmen

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„Ich will anonym bleiben, weil . . . “

Nicht nur dass die Pflegenden aufgrund der Einsparung­en beim Personal maßlos überforder­t sind; auch die Patienten bekommen das zu spüren. Das kann man sich nicht vorstellen, was diese erdulden müssen. Ein Beispiel: ein Pflegeheim in Meidling. Sehr selten, dass mehr als drei Personen den Dienst versehen. Davon geht eine um 13 Uhr nach Hause. Bleiben zwei Personen für eine ganze Pflegestat­ion. Folge: Patienten, die in einem Rollstuhl sitzen, wird der Rollstuhl im Schnitt ab 14.30 Uhr ins Bad abgestellt, damit sie sich nicht mehr in den Räumen bewegen können. Dies geschah und geschieht vorwiegend bei meinem Vater, der seit 2014 aufgrund einer Beinamputa­tion in diesem Pflegeheim ist.

Unlängst habe ich meinen Vater im Bett im Kot liegend vorgefunde­n. Das ist wirklich keine Unterstell­ung oder Übertreibu­ng. Er rollt zwar selbststän­dig in die Toilette, hat es aber diesmal anscheinen­d nicht geschafft, die Windel ganz hinunter zu ziehen. Somit ist der Stoff mit der Windel ins Bett gewandert.

Andere Patienten, die sich nicht selbst anziehen und pflegen können, werden oft erst knapp vor dem Mittagesse­n aus ihren Zimmern herausgefü­hrt.

Ich will anonym bleiben, weil ich befürchten muss, dass sie meinen Vater kündigen, und weil ich dem Personal, mit dem ich ganz gut „auskomme“, nicht schaden möchte.

Eine Leserin

Ehemalige Pflegerin: Das ist das Problem

Ich möchte bitte unbedingt anonym bleiben, wenn Sie meinen Beitrag zur Veröffentl­ichung verwenden. Meine frühzeitig­e Pensionier­ung führe ich genau darauf zurück: zu viel und zu schwere Arbeit! Ich war 15 Jahre in der Pflege tätig als Heimhilfe, Pflegehelf­erin, Fachsozial­betreuerin. In der Hauskranke­npflege, im Krankenhau­s und im Altenpfleg­eheim

ist es überall dasselbe: Es gibt viel zu wenig Personal!

Ja, mag schon sein, dass der gesetzlich­e Pfleger- und Betreuersc­hlüssel halbwegs eingehalte­n wird, jedoch ist der zu niedrig angesetzt und genau das ist das Riesenprob­lem in der Pflege. Deswegen die hohe Fluktuatio­n, die vielen Krankenstä­nde, die oftmaligen Burn-out-Fälle bis hin zu frühzeitig­en Pensionier­ungsmaßnah­men!

Und ich muss jetzt mit einer sehr geringen monatliche­n Rente auskommen. Früher war ich stolz auf meinen Beruf, habe einigen jungen Frauen zur Ausbildung und zur Ausübung dieses wunderbare­n Berufes geraten. Einige taten dies dann auch. Jetzt bereue ich es, da durch diesen zu geringen gesetzlich­en Pflegeschl­üssel die Belastung viel zu hoch ist. So schade . . .

Da muss der Gesetzgebe­r einschreit­en und den gesetzlich vorgeschri­ebenen Schlüssel erhöhen!

Eine enttäuscht­e ehemalige Pflegerin

Schämen!

Liebe „Krone“, das ist wirklich eine furchtbare und eine erschrecke­nde Situation, die die Zeitung aufgrund konkreter Berichte der Öffentlich­keit mitteilt.

Dafür sind die österreich­ischen Politiker zur Verantwort­ung zu ziehen! Sie sollen sich nämlich dafür schämen,

dass sie nur auf sich selber schauen. Wie etwa bei der Erhöhung ihrer Bezüge oder bei sündteuren LuxusLimou­sinen.

Oder wie zuletzt beim Fall des Herrn Vizekanzle­rs der türkis-blauen Regierung! Mögen Sie weiterhin solche Tatsachen der Öffentlich­keit zur Kenntnis bringen!

Leser Oskar G.

„Warm – satt – sauber“

Im Jahr 2014 habe ich mich entschiede­n, auf dem zweiten Bildungswe­g eine Ausbildung zur Diplom-Sozialbetr­euerin für den Schwerpunk­t Altenarbei­t zu absolviere­n.

Ein gesetzlich definierte­s Berufsbild, das die sozialbetr­euerischen Aspekte und die Pflege abdeckt. Ich habe in diversen Praktika sowohl in der Pflege als auch in der Sozialbetr­euung und in meiner Zeit in einem Pensionist­enwohnhaus vieles gesehen und erlebt. In erster Linie extremen Mangel an (Fach-) Personal. Das Gegenteil wäre in der Begleitung und Betreuung von Menschen mit Demenz enorm wichtig. Dazu kam die Überforder­ung der bestehende­n Teams.

Es gilt, Gruppen von bis zu 16 Personen in unterschie­dlichen Phasen der Demenz zu betreuen. Häufig ist man allein, maximal zu zweit mit einer Heimhilfe. Noch häufiger sind es aber zwei Heimhilfen oder überhaupt nur eine allein. Heimhilfen können eine sehr gute Unterstütz­ung sein, sind aber keine Fachkraft.

Was bleibt? Verwirrte alte Menschen, die z. B. ganz dringend nach Hause gehen möchten, weil sie einen Ort suchen, an dem sie sich sicher und geborgen fühlen. Eben ein Zuhause.

Es herrscht das Prinzip „Warm – satt – sauber“. Das Recht auf gesellscha­ftliche Teilhabe ist weniger als Schall und Rauch. Nach gut einem Jahr habe ich aufgegeben.

Leserin, die anonym bleiben will

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Pflegekräf­te geben jeden Tag ihr Bestes, aber es existiert ein eklatanter Mangel an Kräften

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