Kleine Geschichte
Es gibt so vieles, über das man sich zurzeit ärgern kann. Über den Ibiza-Krimi, dessen Entstehung anscheinend ähnlich ungustiös wie sein Inhalt war. Über Politiker, die in der Welt des Glücksspiels hoch pokerten. Und über andere, die es nicht einmal schaffen, ihre Waffe sicher zu verwahren.
Zwischen all den Fehltritten unserer Politiker tauchte auf Facebook plötzlich eine kleine Geschichte auf. Eine, die wohl kaum Beachtung fände, hätte sie die Caritas nicht gepostet. Die 79-jährige Frau M. bat um Hilfe, weil sie sich die Reparatur des Familiengrabs nicht leisten konnte. „Sie müssen wissen, ich bin allein, ich bin die Letzte, die von meiner Familie noch lebt“, schrieb sie der Caritas. Und das Grab, das soll doch irgendwann auch ihres werden. Das Feedback war enorm, viele Menschen wollten helfen.
Frau M. hat den Grabstein nun mit einer Eisenstange absichern lassen. 300 Euro hat das gekostet – die hatte sie sich eigentlich mühsam zusammengespart für die Therme und ihre Zähne. Dafür reicht das Geld jetzt nicht mehr. Und trotzdem meinte Frau M., als sie hörte, dass viele ihr helfen wollen: Es gäbe ja noch Ärmere als sie.
Geschichten wie diese bleiben meist im Verborgenen. Geschichten von Menschen, die kaum mit ihrer Pension über die Runden kommen und für die jede Reparatur zum unerschwinglichen Luxus wird. Geschichten, die unsere Politiker beschämen und im Herzen berühren sollten, bevor die wieder hauptsächlich am eigenen Glücksrad drehen.