Messerattacke auf Oberarzt
Patient galt als sehr besonnen – und beruhigte Wartende nach der Tat:
Den Schock, den Österreich am 10. Juli erlebt hatte, macht Deutschland gerade durch: ein Messerattentat auf einen Arzt! Während bei uns der Mediziner knapp überlebte, starb der Kollege in Berlin (siehe Ausland). In Wien fand nun der Prozess gegen den Täter statt – der in eine Anstalt muss. Er spricht von einem Auftrag.
Die Muttergottes habe zu ihm gesprochen, just als er auf dem Weg zum AMS war, sagt der aus Sierra Leone stammende angeblich 33Jährige. „Mein Sohn“, habe sie gesagt, „er ist dein Problem, du solltest ihn weggeben.“Also drehte er um – und holte ein Küchenmesser. Nahm es aus dem Rucksack, als er den Arzt in der Herzambulanz des SMZ Süd sah, ging hin, stach zu. Setzte sich wieder auf seinen Warteplatz, legte das Messer auf den Boden, beruhigte die geschockten anderen Patienten und wartete seelenruhig auf die Polizei, die ihn abholte.
Ja, seelenruhig, das trifft es, sagt auch der fast getötete Oberarzt (64), das sei der Mann als Patient gewesen. Angenehm eigentlich, nie auffällig, nicht aggressiv. „Und wie ich denke, uj, wieso Messer, zack, hab ich’s schon dringehabt“, so der Arzt, der sofort notoperiert wurde. Seine Anomalie – die Leber befindet sich bei ihm auf der falschen Seite – rettete ihn wahrscheinlich.
Auch beim Prozess wirkt der Schwarzafrikaner sehr höflich. Erklärt, dass es für ihn nur einmal einen Grund gegeben habe, seinem Arzt nicht ganz zu vertrauen. Bei einer Untersuchung, da habe er auf einmal sitzen müssen und nicht liegen. Das war – anders. Aber sonst? „Er ist ein guter Mann, ich entschuldige mich bei ihm, bei seiner Frau, beim Krankenhaus, bei der Republik Österreich!“
Für Psychiaterin Sigrun Roßmanith ist der Attentäter „gefährlich. Unter der ruhigen Oberfläche begann es zu brodeln“. Seine psychische Erkrankung sei schwer in den Griff zu bekommen, wegen der Herz-Nebenwirkung der eigentlich benötigten Medikamente in höherer Dosis. Deshalb – klare Einweisung.