Die Kompetenzfrage
Rapids Mitglieder wählen am Montag neues Präsidium und Sportkonzept Wilczynski (Liste Schmid) und Willfurth (Team Bruckner) haben das gleiche Ziel, aber sehr unterschiedliche Ideen
Die Kompetenzfrage, warum ausgerechnet ein ExHandballer Rapid Beine machen kann, hört Conny Wilczynski in den letzten Tagen oft – er kontert souverän: „Im Präsidium geht es um die strategische Ausrichtung, die Grundhaltung zum Spitzensport und nicht um fußballspezifische Fragen.“136 Länderspiele hat er auf dem Buckel, fünf Jahre in Berlin in der besten Liga der Welt, jetzt managt er Westwien – aber eben im Handball.
Mit seinen Ideen überzeugte er im Wahlkampf Robert Grüneis, jetzt soll der 37-Jährige unter Roland Schmid ins Präsidium einziehen: „Im Mannschaftssport gibt es viele Parallelen, wir blicken über den Tellerrand.“Wobei er sich nie in Fußball-Themen einmischen würde: „Da haben wir Barisic und Kühbauer. Das Konzept ist der Chef. Der Einzelne ist nie besser als das Gesamtkonstrukt. Sonst ist man von einzelnen Personen abhängig.“Das ortet Wilczysnki derzeit in Hütteldorf: „90 Prozent aller Klubs arbeiten gleich, die letzten zehn Prozent, die Details bringen Erfolg.“
Höheres Level
Beginnend beim Nachwuchs: „Methodik, Athletik, Mentalität, Spielsystem – uns geht es um den ganzheitlichen Ansatz.“Wilczynski ist überzeugt: „Das Präsidium soll die Richtung vorgeben, das gemeinsam mit den Mitarbeitern ausarbeiten – das führt Rapid auf ein höheres Level. Aber dafür muss man auch eine schonungslose Analyse zulassen.“
Die Kompetenzfrage musste sich auch das aktuelle RapidPräsidium oft stellen lassen. Auch von den eigenen Legenden. „Ich bin immer einer, der ehrlich seine Meinung sagt. Jeder hat gesehen, dass wir in den letzten Jahren die komplett falschen Spieler geholt haben“, fand Gerald Willfurth da vor einem Jahr erstmals so richtig Gehör. Weil der 57-Jährige, mit Rapid in den 80er-Jahren viermal Meister und Cupsieger, sachlich analysierte.
Als „Berater“von NochBoss Krammer war Willfurth bei der Bestellung von Barisic zum Sportdirektor maßgeblich beteiligt. Jetzt soll er unter Martin Bruckner, mit dem er gemeinsam beim Bundesheer war, ins Präsidium einziehen. „Das zeigt auch, dass sich im Klub was getan hat, man sich öffnet“, sagt der ExMittelfeldmotor. Der sich nach seiner aktiven Karriere selbstständig machte, jetzt in der TextilBranche tätig ist.
LASK als Vorbild
Im Rapid-Präsidium sieht sich Willfurth als Bindeglied zum Sport: „Auch wenn es abgedroschen klingt. Rapid steht für Mentalität, Nach-vorne-Spielen, Härte, Leidenschaft. Da hat sich zuletzt viel getan. Der Verein muss den Stil vorgeben, dann ist es egal, wer Sportdirektor oder Trainer ist. Der LASK hat es vorgemacht. Da ist eine Idee dahinter, das ist gewachsen. Unser Weg ist lang, daher brauchen wir jetzt Kontinuität, bevor wir wieder von vorne beginnen.“