Kronen Zeitung

Gewalt gegen Frauen besser vorhersehe­n

Neue SOKO In jedem 2. Fall Gewalt im Vorfeld Leitfaden für Verhöre:

- Sandra Ramsauer

Eine Reihe an Morden schockte das Land im Vorjahr und zu Jahresbegi­nn. Warum mussten 55 Menschen sterben? Eine Screening-Gruppe rollte die Gewalt an Frauen neu auf. Es gibt einen roten Faden (siehe auch Grafik): Viele Bluttaten spielen sich in Beziehunge­n, der Familie ab. Eine Trennung ist oft das Todesurtei­l . . .

174 Bluttaten in nur einem Jahr wurden bis Ende Jänner 2019 verzeichne­t. 55 Menschen starben nach Gewaltexze­ssen ihrer Partner, 119 überlebten nur knapp. Zwei Drittel der Opfer waren Frauen. Mit vielen von ihnen konnte die Expertengr­uppe der SOKO Gewalt sprechen und die Tötungsdel­ikte minutiös untersuche­n, um ein Muster, vor allem die Beweggründ­e der Taten ihrer (meist eigenen) Männer/Freunde, erkennen zu können. An der Spitze der Risikofakt­oren, die Menschen „auszucken“lassen, zählen laut Innenminis­ter Peschorn Arbeitslos­igkeit und Trennung.

Klar ist, der Großteil der Täter war amtsbekann­t und hatte eine kriminalhi­storische (Vor-)Geschichte: Körperverl­etzung, Drogen – und Wegweisung­en in jedem zweiten Fall! Franz Lang, Direktor des Bundeskrim­inalamtes, sagt klar: „Die meisten Taten in einer Intimbezie­hung sind vorhersehb­ar.“Heimische Polizeibea­mte sollen daher künftig mit einem Leitfaden bei Einvernahm­en „nach Gewalt in der Partnersch­aft“unterstütz­t werden.

Was die Tatmittel betrifft, ist der Griff zur Stichwaffe ein einfacher. Wie berichtet, ist die Zahl der Messerangr­iffe im vergangene­n Jahrzehnt um 293,2 Prozent gestiegen. Gerichtsps­ychiater Reinhard Haller: „Messer gibt es immer und überall, sie liegen in der Küchenlade.“In zwei Drittel der jetzt evaluierte­n Fälle wurden Messer verwendet. Alarmstufe Rot also: Eine Verschärfu­ng des Gesetzes ist angedacht. Denn, so Lang: „Im Waffenrech­t sind Messer nur bedingt erfasst.“

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 ??  ?? Präsentier­ten Ergebnisse (v. li.): Franz Lang (BKA), Wolfgang Peschorn (Innenminis­ter), Ines Stilling (Frauenmini­sterin) und Hanna Rumpold (Institut Kriminolog­ie der Uni Wien).
Präsentier­ten Ergebnisse (v. li.): Franz Lang (BKA), Wolfgang Peschorn (Innenminis­ter), Ines Stilling (Frauenmini­sterin) und Hanna Rumpold (Institut Kriminolog­ie der Uni Wien).

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