Sanierungskur für die SPÖ
Jeder 4. Mitarbeiter gekündigt, 15 Millionen € Schulden
Menschlichkeit siegt – das plakatierte die SPÖ im vergangenen Wahlkampf. Viele Mitarbeiter der Partei würden das so wohl nicht unterschreiben. Denn im Zuge des neuen Sparkurses werden bis zu 27 Personen, mehr als ein Viertel der Belegschaft in der Zentrale, gekündigt. Auch teure Beraterverträge werden vorzeitig gekappt.
Sie habe einen „Rucksack voller Steine“übernommen, sagte Pamela Rendi-Wagner nach der Betriebsversammlung, bei der sie die enorme Wut und den Frust der Mitarbeiter zu spüren bekommen hatte. Einer der größten Brocken sei die finanzielle Lage der Partei, Ende 2018 habe der Schuldenstand 14 Millionen Euro betragen, jetzt, zwei Wahlkämpfe später, liege er bei 14,9 Millionen €.
Die Sanierung hätte schon viel früher passieren müssen, betont die Parteichefin. Jetzt sei der Schritt notwendig, um „die SPÖ wieder auf gesunde Beine zu stellen und mit der nötigen politischen Schlagkraft“auszustatten, so Rendi-Wagner.
Konkret werden von den 102 Mitarbeitern in der Zentrale in der Löwelstraße bis zu 27 beim AMS zur Kündigung angemeldet. Wie viele Personen tatsächlich gehen müssen, steht noch nicht fest. Auch nicht, wer – und das erzürnt die Angestellten besonders.
In den vergangenen Monaten hatten teure Beraterverträge für Wirbel gesorgt. Auch von diesen externen Helfern will man sich nun trennen. Aber nicht sofort. Ex-Kanzlersprecher Nedeljko Bilalic etwa darf auf jeden Fall noch bis Ende 2020 bleiben. Allerdings mit „nur“noch 8000 statt wie bisher 24.000 Euro brutto pro Monat. Ob es danach einen neuen, vielleicht billigeren Vertrag geben könnte, blieb offen.
An der Auflösung des Vertrags mit Leykam, wo Max
Lercher im Vorstand sitzt, wird gearbeitet, sagt Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch.
Als Zeichen, dass auch im innersten Kreis gespart wird, legt Andrea Brunner, bisher Stellvertreterin des Bundesgeschäftsführers, ihre Funktion zurück. Aufmerksame Beobachter wollen in ihrem Facebook-Posting jedoch auch eine große Enttäuschung lesen.
Die SPÖ möchte bis zum Jahr 2025 schuldenfrei sein. Übrigens: Auch die meisten anderen Parteien sind hoch verschuldet. Die Rückstände der Türkisen werden auf rund 20 Millionen Euro geschätzt.
Ich habe mich immer als Mittlerin zwischen der Bundesgeschäftsführung und den MitarbeiterInnen gesehen, und das ist angesichts der aktuellen Situation nicht mehr möglich.
Andrea Brunner, SPÖ-Bundesfrauengeschäftsführerin und bisherige Bundesgeschäftsführer-Stellvertreterin, erklärt auf Facebook ihren Rückzug.