„Die Weisheit haben wir nicht erfunden“
Martin Bruckner, der neue Rapid-Präsident, ist offen für gute Ideen, will von Stillstand nichts hören Vage bei den Zielen, dafür Rückzug bei Allianz
Stillstand . . . Wieder zumindest drei verlorene Jahre ohne Titel . . . Ein Präsident von Ultras Gnaden.“Nur ein kleiner Auszug.
Wer sich durch die FanKommentare (entschieden haben ja letztlich nur 1985 Mitglieder) im Internet klickte, könnte glauben, Rapid steuere in die sportliche Tristesse. Der Klub ist gespalten, die Verlierer enttäuscht. Das war zu erwarten. Mit 133 Stimmen Vorsprung (57:43 Prozent) hatte sich Martin Bruckner bei der Präsidenten-Wahl gegen Roland Schmid durchgesetzt. Wahrscheinlich auch, weil der 54-Jährige bei seiner guten Präsentation die unentschlossenen Mitglieder besser „mitnehmen“konnte.
Für die Ideen von Schmids Team Grün-Weiß ist Bruckner offen, schon nach der Wahl führte er mit den „Verlierern“bei einem Bier erste Gespräche: „Wir haben die Weisheit nicht erfunden. Wir sind die letzten, die sich guten Konzepten verschließen.“Und der neue Präsident versicherte seinen Kritikern: „Die Zeit der Experimente liegt hinter uns. Aber man darf Kontinuität nicht mit Stillstand vergleichen. Ich habe große Demut vor den vielen Aufgaben, werde Fachleute hinzuziehen. Wir werden alles kritisch hinterfragen.“
Konkrete Ziele – abgesehen von „unser Anspruch ist die Top 3 in der Liga“– nennt Bruckner (noch) nicht. Er will einen Satzungskonvent einberufen. Und die so heftig diskutierte Spielphilosophie von Sportchef Zoki Barisic „so ausarbeiten lassen, dass wir von Personen unabhängig sind. Das muss dann von unten bis ganz oben durchgezogen werden.“
Fast zeitgleich mit seiner Wahl in Hütteldorf wurde wenige Kilometer entfernt aber auch sein Abschied verkündet: „Ich lasse mein Vorstands-Mandat bei der Allianz mit Ende 2020 auslaufen. Das hat aber nichts mit Rapid zu tun. Die Termine waren ewig fixiert. Nach 21 Jahren in der Bank nehme ich mir eine Auszeit“, bestätigt der zweifache Familien-Vater
der „Krone“. Seine berufliche Zukunft lässt er offen: „Ich werde aber sicher keinen 40-Stunden-Job mehr machen.“
Rapid will er zwei Perioden, also sechs Jahre anführen: „Präsidentenjahre sind ja Hundejahre.“In denen letztlich nur der sportliche Erfolg der Kühbauer-Truppe zählt. Daran wird auch der neue Präsident gemessen werden . . .