Treichl: Harte Wahrheiten zum langen Abschied
Erste-Bank-Chef wechselt per 1. Jänner in die Stiftung
Er wurde von seinen Mitarbeitern verabschiedet wie ein Popstar: Andreas Treichl tauscht seinen Sessel als „General“der Erste-Group mit jenem in der Stiftung, wo er künftig mit nur mehr 25 Mitarbeitern die Strategie des 200 Jahre alten Finanzinstituts bestimmen wird. Treichl wäre nicht Treichl, würde er diesen Abschied nicht mit starken Aussprüchen „würzen“.
So kritisiert er die fehlende wirtschaftliche Ausbildung der Jugend: „Die Schulen wollen die Kinder vor dem Wirtschaftsleben schützen, statt sie zu befähigen, daran teilzunehmen.“Dabei sei das Wissen über die finanzielle Gesundheit nach der physischen das Wichtigste im Leben.
Treichl sieht in einer qualitätsvollen Beratung auch im Internet-Zeitalter eine entscheidende Funktion „seiner“Bank: „Ein junges Paar, das seine erste Wohnung kauft, wird immer eine gute Beratung brauchen, genauso wie man bei gesundheitlichen Fragen vertrauensvoll zum Arzt geht.“Die Nullzins-Politik der EZB habe eine ungewohnte Situation geschaffen: So verzichten Österreichs Sparer pro Jahr auf rund 5 Mrd. € an möglichen Erträgen, weil sie ihre Ersparnisse auf einem Nullzins-Sparbuch liegen lassen und nicht auf solide Aktien setzen.
Die Banken hält er heute für viel stabiler als vor dem Finanzcrash, sie hätten alle mehr Eigenkapital, aber dadurch seien auch die möglichen Gewinne für die Aktionäre geringer.
Und nach den Klimaprotesten von Greta & Co. müsse die Politik aufpassen, dass Ähnliches nicht in der Pensionsfrage passiert: „Wer die Pensionen der Jungen in 40 Jahren sichern will, muss jetzt etwas tun, muss die Veranlagung in Aktien und andere Wertpapiere gesellschaftsfähig machen. Da hinkt Österreich weit hinter Ländern wie etwa Schweden her.“