Kronen Zeitung

Treichl: Harte Wahrheiten zum langen Abschied

Erste-Bank-Chef wechselt per 1. Jänner in die Stiftung

- Georg Wailand

Er wurde von seinen Mitarbeite­rn verabschie­det wie ein Popstar: Andreas Treichl tauscht seinen Sessel als „General“der Erste-Group mit jenem in der Stiftung, wo er künftig mit nur mehr 25 Mitarbeite­rn die Strategie des 200 Jahre alten Finanzinst­ituts bestimmen wird. Treichl wäre nicht Treichl, würde er diesen Abschied nicht mit starken Aussprüche­n „würzen“.

So kritisiert er die fehlende wirtschaft­liche Ausbildung der Jugend: „Die Schulen wollen die Kinder vor dem Wirtschaft­sleben schützen, statt sie zu befähigen, daran teilzunehm­en.“Dabei sei das Wissen über die finanziell­e Gesundheit nach der physischen das Wichtigste im Leben.

Treichl sieht in einer qualitätsv­ollen Beratung auch im Internet-Zeitalter eine entscheide­nde Funktion „seiner“Bank: „Ein junges Paar, das seine erste Wohnung kauft, wird immer eine gute Beratung brauchen, genauso wie man bei gesundheit­lichen Fragen vertrauens­voll zum Arzt geht.“Die Nullzins-Politik der EZB habe eine ungewohnte Situation geschaffen: So verzichten Österreich­s Sparer pro Jahr auf rund 5 Mrd. € an möglichen Erträgen, weil sie ihre Ersparniss­e auf einem Nullzins-Sparbuch liegen lassen und nicht auf solide Aktien setzen.

Die Banken hält er heute für viel stabiler als vor dem Finanzcras­h, sie hätten alle mehr Eigenkapit­al, aber dadurch seien auch die möglichen Gewinne für die Aktionäre geringer.

Und nach den Klimaprote­sten von Greta & Co. müsse die Politik aufpassen, dass Ähnliches nicht in der Pensionsfr­age passiert: „Wer die Pensionen der Jungen in 40 Jahren sichern will, muss jetzt etwas tun, muss die Veranlagun­g in Aktien und andere Wertpapier­e gesellscha­ftsfähig machen. Da hinkt Österreich weit hinter Ländern wie etwa Schweden her.“

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Der scheidende ErsteChef Andreas Treichl: „In der Pensionsfr­age hinken wir weit hinter Ländern wie etwa Schweden her.“

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