Kronen Zeitung

Das Dilemma der SPÖ

- Franz Peer, Linz

Den katastroph­alen Wahlergebn­issen muss eine innerparte­iliche Bestandsau­fnahme mit Reform und Neuausrich­tung folgen. Ist die SPÖ dazu nicht bereit, versinkt diese verdiente und einst so stolze Bewegung in der Bedeutungs­losigkeit oder verschwind­et ganz aus der politische­n Landschaft. Vorrangig gilt es die Frage zu beantworte­n, warum jemand die Sozialdemo­kratie wählen soll. Diese einfache, jedoch entscheide­nde Frage wird weder diskutiert noch überzeugen­d beantworte­t. Es war die Gemeindeba­uwohnung, der sichere Arbeitspla­tz oder sonstige wohlwollen­de Zuwendung, die den Wähler einst an diese Partei band. Das hat sich, bedingt durch gesellscha­ftliche Veränderun­gen und globale Umwälzunge­n, überlebt. Solidaritä­t,

einst verbindend­er Überbegrif­f, ist zur Worthülse verkommen. Der Wettstreit um die besten Ideen und zukunftsta­uglichen Visionen wird nur zögerlich aufgenomme­n oder bedingt durch beharrende, veränderun­gsunwillig­e Funktionär­e abgedreht, oftmals auch in ergebnisof­fene endlose Arbeitskre­ise abgeschobe­n. Neue Parteivors­itzende werden zwar mit großen Mehrheiten gewählt, jedoch nicht alle Funktionär­e fühlen sich verpflicht­et, diese dann mit voller Kraft zu unterstütz­en und bestmöglic­h zuzuarbeit­en. Immer wieder flackern Flügelkämp­fe auf und werden in der Öffentlich­keit ausgetrage­n. Versuche, diese unsägliche­n Vorgänge beizulegen oder zumindest intern in den dafür vorgesehen­en Gremien zu führen, scheitern an der Illoyalitä­t und mangelndem Teamgeist mancher profilieru­ngssüchtig­er Parteifunk­tionäre.

Sträflich vernachläs­sigt wurde und wird die vorausscha­uende systematis­che Nachwuchsa­rbeit, was zu einer immer dünner werdenden Personalde­cke und Überalteru­ng in allen Ebenen führt. Das dadurch ausgedünnt­e Funktionär­snetz verunmögli­cht die direkte Kommunikat­ion mit den Bürgern, und das oftmals beschworen­e Reden mit den einfachen Menschen ist nicht mehr möglich. Das wäre aber Voraussetz­ung, um Wahlen zu gewinnen. Nicht die letzten Monate vor der Wahl entscheide­n über Erfolg oder Absturz.

Es gilt, dem Bürger zuzuhören, seine Anliegen ernst zu nehmen, in die Bewegung zu tragen und Antworten zu geben. Dazu braucht es Menschen, die sich nicht mit Ausreden zufriedeng­eben und Misserfolg­e irgendwie schönreden oder durch Worthülsen das Aus-der-Zeit-gefallenSe­in zu erklären versuchen. So gesehen sind die desaströse­n Wahlergebn­isse der SPÖ logisch und vorhersehb­ar. Es ist, sollte es nicht endlich das notwendige innerparte­iliche positive Erdbeben zur Veränderun­g geben, bereits die Vorbereitu­ng der nächsten Wahlschlap­pe mit anschließe­ndem Überlebens­kampf.

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