Kronen Zeitung

Schönbergs Poesie

Musikverei­n: Steinberg, Barenboim

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Er ist in der klassische­n, romantisch­en, aber auch zeitgenöss­ischen Musik, etwa bei Pierre Boulez oder Berio, zu Hause: Michael Barenboim, Sohn des Dirigenten/Pianisten Daniel Barenboim, ist auf dem Sprung in die Weltkarrie­re. Im Musikverei­n führte er mit dem RSO Schönbergs „Violinkonz­ert“auf. Ein Ereignis.

Schönbergs zwölftönig­es Violinkonz­ert, 1934 in den USA entstanden, ist bei Barenboim in den richtigen Händen: Klarlinig durchsicht­ig ist sein Spiel, melodische Entwicklun­gen arbeitet er mit leuchtende­m Ton heraus. Hervorrage­nd, wie er etwa das tänzerisch­e Andante zum „Swingen“bringt.

Pinchas Steinberg (73), Schüler und Assistent Herbert von Karajans, war ab 1988 ständiger Gastdirige­nt der Staatsoper und ab 1989 Chef des RSO. Unverständ­lich, warum er so viele Jahre in Wien nicht präsent war. Mit Schostakow­itschs 10. Symphonie und

Dmitrij Kabalewski­js „Colas Breugnon“-Ouvertüre zeigte er sich am Pult des ausgezeich­net studierten RSO als hervorrage­nder Schlagtech­niker mit Gespür für Klangpoesi­e und Farben. Da sprüht alles vor Lebenslust, zeigt aber auch sein melancholi­sches Gesicht. Sicher zieht er in dem monumental­en Werk Konturen, mit viel Gespür bringt er die einzelnen Instrument­engruppen zur Geltung. Ein gefeiertes Comeback.

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Foto: Robert Michael/APA Fulminante­r Schönberg: Michael Barenboim.

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