I Flucht nach vorne

ch misch mi prinzipiell net in de intimen Angelegenheiten von andere Leit ein“, sagte Herr St. „Aber was z vül is, is z vül. De Frau Rebeschek, was ober mir wohnt, hat an Hausfreund ghabt, der is allerwäu, wann der Herr Rebeschek im Wirtshaus war, auf a Stunderl zu ihr kumma.

Amal sitz i beim Nachtmahl, klopfts an meiner Balkontür. I mach auf, steht der Hausfreund draußn, de Schuach in der Hand, und sagt: ,Gehn S, bitte, der Rebeschek is heut früher hamkumma. Drum hab i auf Ihnern Balkon obespringa müassn, San S liab, und lassn S mi bitte, bitte, bitte ausse?‘

I hab mi jeder Äußerung enthaltn und hab den Menschn bei der Gangtür ausselassn. Drei Tage später, i sitz vurm Fernsehapparat, klopfts scho wieder an der Balkontür.

,Auf den Rebeschek is ka Verlass mehr‘, hat der Hausfreund

gsagt und hat se sei Hosn zuaknöpflt.

,Der kummt jetzt scho, wann er wüll. Nur guat, dass i des Obsteign auf Ihnern Balkon scho im Griff hab. Derf i eh wieder ausse? Des nächste Mal bring i Ihna garantiert a Flascherl Wein von obn mit. Versprochen – hoch und heilig.‘

,I brauch von Ihna kan Wein‘, hab i genervt gsagt. ,Und i bin aa net Ihna Fluchthölfa, merken S Ihna des! Kumman S ma nimmer obe, Se Saubär! Es reicht. Nehmen S mi beim Wort!‘

Drei Tage später war er scho wieder mit an Sprung bei mir heruntn und hat wia narrisch klopft. I hab kurz aufgmacht, hab gsagt: ,Kräuln S an Stock tiafer, unter mir wohnt a Polizist. Vielleicht lasst er Ihna ausse!‘ Und hab wieder zuagmacht.

Weil er aber ka Ruah gebn hat und a Stund lang leise immer wieder mit an Schuach gegens Fenster klopft hat, hab i an Grant kriagt.

I bin ausse und hab eahm zwa Watschn gebn. Jetzt behauptet er, i wollt eahm übers Glander in de Tiefe werfn. So a Bledsinn! Warum sollt i des tuan? A so a Verleumdung, i beantrage in Rebeschek als Zeugn, der hats von obn gsehn!“

Herr Rebeschek, der sich kurz nach dem Vorfall von seiner untreuen Ehefrau scheiden ließ, bestätigte die Aussage des Beschuldigten. So wurde Herr St. vor Gericht freigesprochen.