Unwürdig
Dass Mitarbeiter per Mail über ihre Kündigung informiert werden, ist für die SPÖ, die sich einmal als Arbeiterpartei verstanden hat, fatal. Dass diese just am Tag der Casino-Debatte im Parlament verkündet wird, ist unglaublich schlechtes Timing. Dass Christian Kern sich wieder einmischen musste, war klar. Dass Maulwürfe die Info lancieren, Pamela Rendi-Wagner hätte ihre Parteisteuer nicht bezahlt, zeigt den Zustand der SPÖ. Freundschaft, kann man da nur sagen. Man glaubte wirklich, die FPÖ sei in puncto Selbstzerfleischung derzeit nicht zu toppen, aber das war ein Irrtum.
Die Schlagzeilen fast aller Tageszeitungen gestern: Rendi-Wagner sieht rot, steht vor dem Aus, ringt ums Überleben. Aber Rendi-Wagner spielt nicht mit. Sie bleibt (vorerst) Vorsitzende einer Partei, die mittlerweile auf 18 Prozent abgestürzt ist, weit abgeschlagen hinter der ÖVP (38 Prozent) und nur noch zwei Prozentpunkte vor den Grünen.
Pamela Rendi-Wagner hat die SPÖ zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt übernommen. Sie hat die Ärmel aufgekrempelt und wie eine Löwin gekämpft. Welcher Mann wäre dazu bereit gewesen?
Sollten all die Besserwisser, die schon ihre Nachfolger in Stellung brachten, die Vorsitzende weiter schwächen, dann würde die Sozialdemokratie als jene Partei in die Geschichte eingehen, die einmal stolz darauf war, die erste Frau in der Geschichte an ihrer Spitze zu haben, aber dann leider gestürzt hat. Was für ein unwürdiges Schauspiel.