Mal Mann, mal Frau!
Staatsoper: Kate Lindsey in „Orlando“ Die US-Mezzosopranistin Kate Lindsey lässt sich auf das bisher größte künstlerische Abenteuer ihrer Karriere ein: Sie kreiert die Titelrolle in der Uraufführung von Olga Neuwirths Musiktheater-Kreation „Orlando“. Die
„Ich liebe die Herausforderung“, meint Kate Lindsey. Muss sie auch, denn ihre jüngste Partie verlangt ihr viel ab: „Eine Riesensache, das Größte, was ich bisher gemacht habe!“
Es ist das erste Mal, dass sie, die zum Beispiel u. a. 2007 den begehrten George London Award erhielt, in einer Uraufführung eine Rolle kreiert. Bei Olga Neuwirths „Orlando“, der auf Virginia Woolfs Roman basiert, bedeutet das de facto, die gesamten zweieinhalb Stunden Spieldauer auf der Bühne zu stehen. Dabei wandert der Freigeist Orlando, zuerst als Mann, durch die Jahrhunderte, wechselt bald das Geschlecht, muss als Frau für Position, Besitz, Gleichberechtigung kämpfen.
Daraus hat Olga Neuwirth mit Catherine Filloux ein Libretto in 19 Szenen destilliert. Für Lindsey heißt das, neunmal Kostüm wechseln: „Ich renn von der Bühne, habe höchstens zwei bis drei Minuten Zeit dafür.“
Auch ihrem Mezzo fordert die Partie alles ab. Der männliche Orlando liegt „tief, in einer Lage, da müsste ich stark gegen das Orchester kämpfen. Ich habe daher sofort gebeten, mit Mikrofon zu singen, denn sonst versteht man den Text nicht. Außerdem gibt es elektronische Samples, die sich über das Orchester legen. Da würde man mich nicht mehr hören.“
Der weibliche Orlando liegt aber sehr hoch, „das liegt mir mehr. Olga verwendet viele Farben und Aspekte der Stimme, auch gesprochenen Dialog“. Für die Zeitreise bis ins Jetzt greift Neuwirth verschiedene Stile auf, bis zu Pop und Rap. Lindsey: „Ich sehe auch viel von Olga in Orlando. Wir hatten nicht oft Kontakt, aber durch diese Erfahrungen lernen wir alle auch Olga, ihre Ideen und ihre Musik gut kennen.“