Kronen Zeitung

Kündigungs­welle zur Weihnachts­zeit . . .

- Georg.wailand@kronenzeit­ung.at

Weit ist es gekommen: Wenn einmal die sozialdemo­kratische Zentrale vor Weihnachte­n jeden vierten Mitarbeite­r per E-Mail feuert, dann kann man sich vorstellen, wie panikhaft es dort zugehen muss. Die Genossen von einst, die viel an Demokratie und Chancengle­ichheit erreicht haben, die um sichere Arbeitsplä­tze und für gute Löhne gekämpft haben und dafür sogar manchmal streiken mussten – sie alle würden im Grab rotieren, wenn sie das erfahren würden, wie es jetzt dort zugeht. Was ist aus dieser, aus „ihrer“Bewegung geworden?

Pünktlich zum Adventbegi­nn das Kündigungs­schreiben: Da würden die „roten“Betriebsrä­te völlig zu Recht jede Firmenleit­ung heftig kritisiere­n. Jetzt aber macht man das selbst? Das darf doch nicht wahr sein!

Natürlich müssen die Finanzen in Ordnung gebracht werden, aber gilt das nicht für jedes Unternehme­n? „Ich habe nichts zu verschenke­n“, hat uns einst Niki Lauda aufgeklärt. Die ökonomisch­e Realität kann mitunter sehr hart und manchmal auch ungerecht sein.

Aber eines geht immer: dass man menschlich einen akzeptable­n und respektvol­len Umgang miteinande­r pflegt. Wenn schon kein Geld, dann wenigstens Anstand.

Die Zeit wird vergehen, und die Sozialdemo­kratie wird wieder bessere Zeiten erleben. Aber vielleicht ist es auch ganz lehrreich zu sehen, dass man finanziell­e Engpässe nicht „wegzaubern“kann. Wir leben in einer Leistungsg­esellschaf­t, Misserfolg hat Folgen. Nicht nur für Betriebe, auch für politische Parteien.

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