Kronen Zeitung

Das langsame Ende der früheren Meinl Bank

Die geplante „Abwicklung“des umbenannte­n Instituts wird von einem Rechtsstre­it mit der EZB überschatt­et

- Manfred Schumi

Erst im August dieses Jahres teilte die Bank mit, dass durch eine Vereinbaru­ng mit dem Prozessfin­anzierer Advofin für 4000 betroffene Anleger von MEL (Meinl European Land) ein Schlussstr­ich unter die Vergangenh­eit gezogen wurde. Seit 2007 hat die Meinl Bank in Summe über 100 Millionen Euro an 12.500 MEL-Geschädigt­e bezahlt, erklärte Vorstand Samira Softic.

Die „enorme Kostenbela­stung des gesunden Kerngeschä­fts“sei damit vorbei. Die Meinl Bank, deren Bilanzsumm­e von einst über einer Milliarde auf etwa 250 Mio. € geschrumpf­t ist, benannte sich in „Anglo Austrian AAB Bank AG“um. Im Herbst gab sie den Aufsichtsb­ehörden

bekannt, dass sie sich „abwickeln“will. Das bedeutet, dass der Bankbetrie­b eingestell­t wird und die Kunden ihre Einlagen zurückbeko­mmen sollen.

Doch die Aufsicht, vertreten durch die Europäisch­e Zentralban­k (EZB), entzog der AAB die Bankkonzes­sion, weil ihr verbleiben­des Geschäft hohe Risken in Bezug auf Geldwäsche/Terrorismu­sfinanzier­ung berge, heißt es im 44-seitigen Prüfberich­t. Dagegen erhob die Bank Einspruch, jetzt läuft dazu ein Verfahren.

Kein Wunder, dass die verblieben­en Kunden nervös sind. Darunter sind auch viele Pensionist­en aus ehemaligen Meinl-Lebensmitt­elgeschäft­en, die ihre Ersparniss­e abheben wollen. Bis 100.000 Euro sind sie durch die Einlagensi­cherung garantiert.

Anders sieht es bei vermögende­n Kunden aus. Sie bekamen vor Kurzem einen Brief (liegt der „Krone“vor), in dem die Bank anbietet, ihnen 10% ihrer Guthaben cash zu bezahlen und den Rest in einen Kredit an die AAB umzuwandel­n, den man zurückzahl­t, sobald die „Außenständ­e“eingetrieb­en sind. Da geht es z. B. um 37 Mio. €, um die mit der Finanz gestritten wird, oder um eine 30-Mio-€-Forderung an eine Versicheru­ng.

Im Prüfberich­t der EZB wird darauf hingewiese­n, dass die AAB „verlusttra­gend ist und abhängig von externer finanziell­er Unterstütz­ung“. Die kommt von Firmen aus dem MeinlUmfel­d wie Oryxa Capital oder Fulcrum Properties, wo z. B. Julius Meinl V. im Vorstand sitzt. Sie retten die AAB derzeit dank externer Garantien, schreibt die EZB.

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Samira Softic steht seit Kurzem an der Spitze der „Anglo Austrian Bank“, die den Anlegerska­ndal um Meinl European Land verdauen muss. Julius Meinl V. gilt als Eigentümer.
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