„Jeder brennt darauf,
Österreichs Speed-Herren greifen heute (20.15 Uhr) in der Abfahrt von Lake Louise an Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer führen ein starkes Team an „Vinc“überstand beim Training Schrecksekunde
Vor sieben Jahren holte Klaus Kröll beim Finale in Schladming mit dem Abfahrts-Weltcup die letzte SpeedKugel für Österreichs Ski-Herren. Seit damals gehörte das Scheinwerferlicht fast ausschließlich Marcel Hirscher. Nach dem Rücktritt des Superstars wollen die rotweiß-roten Ski-Raketen wieder aus dem Schatten treten.
Heute geht in Lake Louise (20.15 Uhr) die Abfahrt über die Bühne, Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer führen das stärkste SpeedTeam seit langem an . . .
Der Leisetreter: Mediale Aufmerksamkeit ist Vincent Kriechmayr ein Gräuel. Artig absolviert er seine Medien-Auftritte, reißen tut er sich nicht darum. „Scheinwerfer sind mir nicht wichtig“, sagt der 28-Jährige. So gesehen hat es den Oberösterreicher wenig gestört, dass Österreichs Über-Skifahrer in den vergangenen acht Wintern fast die gesamte Aufmerksamkeit angezogen hat. „Für uns Speedfahrer war es kein Nachteil, dass Marcel den öffentlich Druck auf sich genommen hat“, sagt er. Dass die rasenden Männer nun wieder mehr im Fokus sind, ist Kriechmayr zwar bewusst, als Belastung empfindet er’s aber nicht: „Den größten Druck machen wir uns selbst. Jeder von uns brennt doch darauf, eine Kugel zu holen.“
Für dieses Ziel hat „Vinc“auch körperlich zulegt, macht sich mit stolzen 97 Kilo heute auf die Jagd nach den Kugel-Verteidigern Beat Feuz und Dominik Paris. Beim Training am Freitag musste er freilich nach toller Zwischenzeit eine Schrecksekunde überstehen, vermied knapp einen Crash. „Zum Glück ist nichts passiert, ärgert mich aber.“
Der Schachspieler: Dass er strategisch auf zack ist, beweisen die beiden Goldmedaillen bei Olympia 2014 und 2018. Aber dass Matthias Mayer sooo ein TaktikFuchs ist, hat selbst seinen Techniktrainer Martin Sprenger überrascht. Vor Jahren hat er ihm das
Schachspiel nahegebracht, heute gibt er ihm so manche harte Nuss zu knacken. „Ich habe mich zwar einlesen müssen, aber jetzt bin sehr begeistert von Schach. Kein Match ist wie das andere“, schwärmt Mayer vom königlichen Spiel. „Gehirntraining ist es zudem. Und die Fähigkeit, umdenken zu können, ist auch im Sport sehr nützlich“, sagt er. Selbst wie er in der kommenden Saison die Konkurrenz matt setzen kann, hat der Kärntner schon im Kopf: „Auf mich selbst konzentrieren, die Gegner Gegner sein lassen“, lacht „Mothl“. Er will sein Level heben – und die Gold-Sammlung mit Kristall anreichern. Den ersten Zug setzt der Schachspieler heute in Lake Louise.