Kronen Zeitung

Nullzinsen zerstören die Altersvors­orge

Garantiert­e Zinsen wie früher gibt es keine. Die staatliche Förderung ist als Anreiz gering. Gefragt sind nur fondsgebun­dene Produkte

- M. Schumi

Früher war eine Lebensvers­icherung ein einfaches Produkt. Es gab einen garantiert­en Mindestzin­s. Der lag vor 20 Jahren noch bei vier Prozent, vor zehn Jahren bei knapp über zwei Prozent. Aktuell sind es gerade einmal 0,25%. Dazu kommt zwar noch die Gewinnbete­iligung, die im Schnitt bei 2,5% liegt. Doch man muss von jedem einbezahlt­en Euro auch noch vier Prozent Versicheru­ngssteuer an den Staat abliefern.

Das hat die Attraktivi­tät vieler Angebote geschmäler­t. Vor allem die früher sehr beliebten Einmalerlä­ge (man zahlt die gesamte Veranlagun­gssumme auf einmal ein) sind angesichts der Niedrigzin­sen dramatisch rückläufig. Höhere Erträge lassen sich nur erzielen, wenn man sich für ein „fondsgebun­denes“Produkt entschließ­t, das heißt dass die Assekuranz auch in Aktien veranlagen darf. „Die Geldpoliti­k der EZB drängt die Kunden ins Risiko“, gibt

Robert Lasshofer, Chef des Marktführe­rs Wr. Städtische, zu. „Aber wenn man langfristi­g veranlagt, kann man das Risiko gut ausgleiche­n.“Denn einen Vorteil hat die Branche: Das Bewusstsei­n, dass man im Alter eine „Versorgung­slücke“haben könnte, ist gestiegen.

Daher werden 30% aller Lebensvers­icherungen als Rente ausbezahlt. Lasshofer: „Früher war das deutlich weniger.“Doch insgesamt ist das Geschäft zurückgega­ngen (siehe Grafik). Das jährliche Prämienvol­umen in der Lebensvers­icherung sank von 7,3 Mrd. € im Jahr 2008 auf zuletzt 5,5 Mrd. €. Die Auszahlung­en durch auslaufend­e Verträge („Leistungen“) sind seit 2014 höher als die Einzahlung­en, im Vorjahr betrug die Differenz 1,3 Mrd. €.

Die Bildung einer privaten Zusatzrent­e durch eine Lebensvers­icherung wird vom Staat nicht gerade übermäßig gefördert. Zwar wurde 2003 die „Zukunftsvo­rsorge“eingeführt mit einer Prämie wie beim Bausparen. Doch dieser Zuschuss ist mittlerwei­le auf 122 Euro im Jahr geschrumpf­t (bei maximaler Einzahlung). Entscheide­t man sich, das Kapital vor dem Pensionsan­tritt herauszune­hmen, muss man die Förderung zurückzahl­en. Trotzdem macht das jeder Zweite. Kein Wunder, dass Österreich bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Lebensvers­icherungen mit 600 Euro im Jahr in Westeuropa das

Schlusslic­ht ist. Der Schnitt liegt bei 1300 Euro.

Die zweite Möglichkei­t, eingezahlt­e Prämien steuerlich geltend zu machen, sind die so genannten „TopfSonder­ausgaben“. Doch eine Einkommens­grenze gibt es hier schon länger, 2021 wird diese Möglichkei­t des Steuerspar­ens komplett abgeschaff­t.

Die Nachfrage für private Altersvors­orge steigt aber, auch wegen der steigenden Lebenserwa­rtung, so Lasshofer: „Man muss früh beginnen, und kurz vor der Pension in eine risikoärme­re Veranlagun­g wechseln.“Mehr Hilfe vom Staat wünscht er sich schon: „Man könnte die Prämie bei der Zukunftsvo­rsorge ordentlich erhöhen, auf das stehen die Österreich­er.“

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 ??  ?? Robert Lasshofer. Wr. Städtische: „Man sollte die staatliche Prämie für die Zukunftsvo­rsorge kräftig erhöhen.“
Robert Lasshofer. Wr. Städtische: „Man sollte die staatliche Prämie für die Zukunftsvo­rsorge kräftig erhöhen.“

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