Kronen Zeitung

Hypo-Skandal: Wo

In der Nacht zum 14. Dezember 2009 wurde die Kärntner Hypo notverstaa­tlicht. Auch zehn Jahre später bleiben viele Fragen offen.

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Als der damalige Finanzmini­ster Josef Pröll nach der „Nacht der hitzigen langen Messer“die Notverstaa­tlichung der Hypo verkündete, klang es furchtbar dramatisch: Die Rettung sei fünf vor zwölf passiert und wäre „alternativ­los“– denn hätte die Republik der Bayerische­n Landesbank das Institut nicht um symbolisch­e vier Euro abgekauft, hätten bei Geschäftsö­ffnung am Montagmorg­en ein Bankrun und die Pleite des Landes Kärnten gedroht. Kärnten hatte für die Bank immer noch Milliarden­haftungen, die zur ersten Pleite eines ganzen Bundesland­es hätten führen können. Diese Version wurde erst viel später vehement infrage gestellt – in einem Untersuchu­ngsausschu­ss sowie einem Bericht einer Kommission unter Irmgard Griss. Da war gar von einer „Notverstaa­tlichung ohne Not“die Rede.

Geheim: Eigentümer schlossen Insolvenz aus

Und auch aus dem Verwaltung­srat der Bayern selbst ist mittlerwei­le ein brisantes Dokument aufgetauch­t: Nur zwei Wochen vor den Verhandlun­gen mit Österreich hatten die Banker in München eine Insolvenz noch „vollkommen ausgeschlo­ssen“, eine Beteiligun­g Österreich­s angesichts des Milliarden­risikos für aussichtsl­os gehalten und daher geplant, die Europäisch­e Bank für Wiederaufb­au und Entwicklun­g (EBRD) um Hilfe zu bitten.

Warum dann alles anders gekommen ist und Österreich letztlich auf der Hypo sitzen geblieben ist, bleibt wohl im Dunkel der Geschichte verborgen. Denn die Protagonis­ten von einst sind längst auf anderen Posten, das öffentlich­e Interesse an der Hypo ist gering.

Klar ist, dass die Notverstaa­tlichung den Steuerzahl­er bis heute 6,7 Milliarden Euro gekostet hat, wie das Finanzmini­sterium und das Land Kärnten auf „Krone“Anfrage bekannt geben.

Nach den Verursache­rn des Finanzdeba­kels wurde anfangs eifrig gesucht – etwa durch eine eigene telegene „CSI Hypo“, die unter Wolfgang Peschorn, mittlerwei­le Übergangs-Innenminis­ter, „jeden Zettel umdrehen sollte“, um den Skandal aufzukläre­n. Die Erfolge der Truppe waren allerdings bescheiden, die am Balkan vermuteten Mafia-Strukturen konnten nie wirklich ganz aufgedeckt werden, und auch das Geld bleibtvers­chwunden.

Aufgeräumt wurde lediglich mit zu leichtfert­ig vergebenen Krediten, die in den Boomjahren vor der Finanzkris­e wohl nicht nur bei der Hypo üblich waren.

Von der Bruchlandu­ng zur Wiener Börse

Als Hypo-Boss Wolfgang Kulterer wegen eines Darlehens für die marode Fluglinie Styrian Spirit das erste Mal hinter Gittern landete, war das für die österreich­ische Bankenszen­e wie ein Erdbeben. Dieser Verurteilu­ng folgten viele weitere – anders als bei der Bawag gab es nicht einen „großen“Hypo-Prozess, sondern viele kleine (siehe rechts unten).

Die Hypo an sich existiert nicht mehr. Der futuristis­che Glaskomple­x in Klagenfurt ist verkauft, die Abbaugesel­lschaft Heta soll bis Ende 2020 mit der AssetVerwe­rtung fertig sein. Das heimische Filialnetz wurde von einer indischen Familie übernommen (Anadibank) und die Balkantöch­ter um 50 Millionen Euro an ein Bieterkons­ortium verkauft, an dem auch die oben genannte EBRD beteiligt ist – so erfolgreic­h übrigens, dass die Addiko mittlerwei­le sogar börsennoti­ert ist.

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