Nach vorne
Als Ombudsfrau im Bildungsministerium hatte ich Gelegenheit, den Wiener Verein Nachbarinnen zu besuchen. Das Konzept dieses Projekts ist großartig. Muslimische Frauen unterschiedlicher Herkunft unterstützen andere Frauen bei der Integration. Sie bestärken sie nicht nur, Deutschkurse zu besuchen, sondern auch unabhängiger zu leben. Weder der Ehemann noch ihre Söhne sollen darüber entscheiden, ob eine Frau einen Deutschkurs besucht oder mit ihrer Freundin ins Kaffeehaus geht.
Diese „Nachbarinnen“, die selbst nicht in Österreich geboren wurden, haben mich beeindruckt. Neben ihren Deutschkenntnissen bewunderte ich, wie selbstbewusst sie gegenüber ihrer „Community“auftreten. Sie bleiben hartnäckig, suchen das Gespräch mit den Familienmitgliedern, erklären, wie man Kinder in der Schule unterstützen kann.
Österreich braucht genau solche Frauen. Sie sind die besten Brückenbauerinnen in Parallelgesellschaften. Diese Muslimas machen keine Propaganda für ihr Herkunftsland oder ihre Religion. Sie unterstützen andere, erklären die Vorzüge eines Lebens in Österreich und dass auch Freiheiten oft erlernt werden müssen.
Die „Nachbarinnen“sollten von der Politik nach vorne geholt werden. Eigentlich gebührt ihnen eine Auszeichnung des Landes Wien oder des Bundes. Wobei ich nicht weiß, ob sie darauf Wert legen würden. Finanzielle Unterstützung und Stärkung von Frauen, außerhalb der muslimischen Verbände, wären ihnen wahrscheinlich wichtiger.