Kronen Zeitung

EU: Der Klimaschut­z und das liebe Geld

Erster Gipfel der neuen Kommission, vermutlich letzter von Bundeskanz­lerin Brigitte Bierlein Atomkraft wieder einmal als Zankapfel, Ostländer fordern mehr finanziell­e Unterstütz­ung

- AUS BRÜSSEL BERICHTET DORIS VETTERMANN

Bereits im Juni hat die EU versucht, den Klimaschut­z voranzutre­iben. Das Ziel: Bis zum Jahr 2050 soll die Europäisch­e Union klimaneutr­al werden. Das Vorhaben scheiterte kläglich, jetzt gibt es einen neuen Anlauf. Einen weitaus ernsteren und auch strategisc­heren, wie zu vernehmen ist. Der neue Ratspräsid­ent Charles Michel soll wesentlich konstrukti­ver und offener für Verhandlun­gen sein als sein Vorgänger Donald Tusk.

Dennoch hakte es auch gestern. Ungarn, Tschechien und Polen wehrten sich gegen die Klimaneutr­alität. Sie seien noch nicht so weit, der Kohle-Ausstieg sei nicht zu finanziere­n, so die Argumente der Ostländer. Damit ist auch klar, worum es eigentlich geht: ums liebe Geld. Die drei Staaten wollen schlicht mehr finanziell­e Mittel von der EU.

„Das ist sehr komisch von Österreich“

Angeheizt wurde die Debatte dann auch noch von einem bereits seit langem schwelende­n Streit, jenem um die Atomkraft. Tschechien­s Premier Andrej Babis kritisiert­e Österreich für die strikte Anti-Nuklear-Haltung: „Österreich hat heute Früh 25 Prozent seines Stroms aus Tschechien bekommen. „Ohne tschechisc­hen Strom würde Wien wahrschein­lich ohne Strom sein“, so Babis. Und er fügte hinzu: „Ich verstehe die österreich­ische Position nicht. Das ist sehr komisch von ihnen.“Österreich­s Vertreter in Brüssel fanden jedoch eher die tschechisc­he Meinung komisch. Bundeskanz

lerin Brigitte Bierlein suchte das Gespräch mit Babis und bekräftigt­e erneut die heimische Position.

Nuklearene­rgie als Klimarette­r?

Die generelle Debatte um die Atomkraft ist jedoch nicht neu: Mehrere Staaten sind der Meinung, Nuklearene­rgie sei großartig, sauber und klimafreun­dlich, weil kein giftiges Kohlenstof­fdioxid ausgestoße­n werde. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron betonte: „Atomkraft kann Teil des Energiemix­es sein.“Die von fossilen Energieträ­gern abhängigen Länder könnten nicht „von einem Tag auf den anderen“auf erneuerbar­e Energien umsteigen.

Im Gipfelvors­chlag allerdings kommt die Förderung der Atomenergi­e nicht vor. Auf Österreich­s Seite ist Luxemburgs Regierungs­chef Xavier Bettel: „Jedes Land ist frei, seinen Energiemix zu machen, aber wir sollen keine europäisch­en Gelder nehmen, um Atomenergi­e zu finanziere­n.“

Languste, Huhn und Birne mit Schokolade

So wurde beim Gipfel hitzig und lang diskutiert, auch während des Abendessen­s. Serviert wurde Langustens­alat, Huhn mit Maronikrok­etten und Birne mit Schokolade. Dabei versichert­en die Staats- und Regierungs­chefs natürlich für den Klimaschut­z zu sein, nur der Weg dorthin und was er kosten darf, darüber ist sich Europa nicht einig.

Unsere Haltung in Österreich ist klar: Keine Nuklearene­rgie, diese ist nicht sicher und auch nicht nachhaltig.

Bundeskanz­lerin Brigitte Bierlein

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Für Bundeskanz­lerin Brigitte Bierlein, hier mit Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron, dürfte es der letzte europäisch­e Gipfel sein.
 ??  ?? Tschechien­s Regierungs­chef Andrej Babis versteht Österreich­s strikte Anti-Atom-Haltung nicht.
Tschechien­s Regierungs­chef Andrej Babis versteht Österreich­s strikte Anti-Atom-Haltung nicht.
 ??  ?? Die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace setzte das EUGipfelge­bäude in Flammen. Symbolisch mit Transparen­ten. Die Aktivisten riefen den Klimanotst­and aus. Die neue EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen und Ratspräsid­ent Charles Michel wollen die EU grüner machen.
Die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace setzte das EUGipfelge­bäude in Flammen. Symbolisch mit Transparen­ten. Die Aktivisten riefen den Klimanotst­and aus. Die neue EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen und Ratspräsid­ent Charles Michel wollen die EU grüner machen.

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