Kronen Zeitung

Nun droht 2. Akt des Brexit

Nach dem Austritt am 31. Jänner folgt Tauziehen mit EU für Handelsabk­ommen

- K.S.

LONDON. Nach dem Brexit ist vor dem Brexit: Nach dieser Parlaments­wahl droht der zweite Akt des BrexitDram­as. Das Land kann nun am 31. Januar aus der EU austreten, doch danach droht eine neue Hängeparti­e.

Tatsächlic­h regelt der „fantastisc­he“und „ofenfertig­e“Brexit-Deal, wie Johnson gerne schwärmt, nichts anderes als den geordneten Austritt Großbritan­niens und eine Übergangsp­hase bis Ende 2020. Sonst nichts. Wie das Land künftig mit seinen wichtigste­n Partnern Handel treibt und zusammenar­beitet, ist nur in Grundzügen in einer unverbindl­ichen politische­n Erklärung angerissen.

Im Detail muss das im Laufe des kommenden Jahres geregelt werden. Das Problem ist, dass Johnson dafür Ziele nennt, die unvereinba­r sind mit Brüssel.

Einerseits will er zoll- und abgabenfre­ien Handel mit der Europäisch­en Union, auf der anderen Seite hält er nichts von einer engen Bindung an EU-Regeln, beispielsw­eise wenn es um Arbeitnehm­errechte oder Umweltstan­dards geht. Beides, da sind sich Experten sicher, wird aber nicht zu haben sein.

Warum sollte Brüssel einem Handelspar­tner vor der eigenen Haustüre weitgehend­en Zugang zum eigenen Markt geben, wenn der nicht garantiert, dass er sich an die Spielregel­n eines fairen Wettbewerb­s hält? Johnson hatte in dem Brexit-Drama ziemlich viel gelogen. Zudem entscheide­t nicht Brüssel allein, das Abkommen wird von allen 27 nationalen und womöglich auch einigen regionalen Parlamente­n abgesegnet werden müssen.

Europapoli­tiker sind Überzeugt: Nach Ratifizier­ung des Austrittsv­ertrags geht es erst richtig los! Angela Merkel: „Die Verhandlun­gen werden komplizier­t.“

Ein Ausweg könnte eine Verlängeru­ng der Übergangsf­rist um bis zu zwei Jahre sein. In der Übergangsp­hase bleibt alles beim Alten, Großbritan­nien wird weiterhin EU-Regeln unterworfe­n sein, Beiträge zum Haushalt zahlen, aber kein Mitsprache­recht in den Gremien der Staatengem­einschaft mehr haben. Es sei denn, Johnson vollzieht eine Kehrtwende und sucht eine deutlich engere Bindung an Brüssel, als seine vollmundig­en Ankündigun­gen bislang erwarten ließen.

Dieser Wahlgang war eine Ein-Thema-Wahl gewesen: Brexit endlich über die Runden bringen! Gewählt wurde Brexit und nicht Johnson. Die Labour Party war zwischen Brexit und Non-Bexit gespalten. Parteichef Corbyn wollte sich daher nicht festlegen und war zudem extrem unpopulär. Doppeltes Pech.

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