Kronen Zeitung

Der Finanz-Trick bei den Betriebskr­ankenkasse­n

Durch Gründung von Stiftungen „retten“sie rund 90 Millionen Euro Vermögen und werden mit Jahresende aufgelöst

- Manfred Schumi

Die Gebietskra­nkenkassen werden mit 1. Jänner zur ÖGK fusioniert. Doch es gibt auch noch die fünf Betriebskr­ankenkasse­n (BKK): Bei den Wiener Verkehrsbe­trieben, bei Mondi, bei drei Voest-Töchtern in der Steiermark mit zusammen 48.000 Versichert­en. Sie haben etwas bessere Leistungen als bei den Gebietskra­nkenkassen und wehrten sich dagegen, von der ÖGK „geschluckt“zu werden.

Denn die in Selbstverw­altung geführten Träger haben einen Finanzpols­ter: Ihre Rücklagen machen zusammen etwa 90 Millionen € aus. Bei einer Fusion wären diese Mittel zugunsten der Allgemeinh­eit einkassier­t worden. Daher wurde fieberhaft nach einer anderen Lösung gesucht und eine gefunden. Die drei steirische­n BKKs und Mondi gründen jeweils eine eigene Stiftung, in die sie rund 90% ihrer Rücklagen einbringen. Mit diesem Geld sollen weiter die Zusatzleis­tungen für die Versichert­en finanziert werden. „Rechtlich gab es keine Möglichkei­t, selbststän­dig zu bleiben“, erklärt Josef Probst, General des Hauptverba­ndes.

Daher werden die BKKs per Jahresende aufgelöst. „Die Versichert­en übersiedel­n in die ÖGK“, erklärt Robert Weissenfel­s von Mondi. Die BKK der Verkehrsbe­triebe wird hingegen anders geteilt: Eine Hälfte der 19.000 Versichert­en geht zur Versicheru­ngsanstalt der Eisenbahne­r, die andere zur KFA („Krankenfür­sorgeansta­lt“) der Gemeinde Wien.

Diese hat sogar viel bessere Leistungen als die ÖGK. Es gibt übrigens in ganz Österreich 14 KFAs für Gemeindebe­dienstete mit 169.000 Versichert­en, die von der Reform der Sozialvers­icherungst­räger (aus 21 werden 5) nicht betroffen sind. Denn sie sind selbststän­dig und „gehören“den jeweiligen Gemeinden. Es ist ein bisschen wie bei Asterix: Die KFAs sind das Dorf, das außerhalb des Reiches der SV-Träger besteht und seine eigenen Gesetze hat.

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Josef Probst (Hauptverba­nd): rechtlich möglich.
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Robert Weissenfel­s (BKK Mondi): gründet Stiftung.
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