„Sardinen“erobern Italien
Eine neue Protestbewegung macht mobil gegen den rechtsnationalen Salvini:
ROM. „Wir wollen keinen starken Mann, wir wollen starke Menschlichkeit“, fasste eine Demonstrantin in Rom die politischen Anliegen der neuen italienischen Bewegung gegen rechten Populismus zusammen. Die „Sardinen“– wie sie sich nennen – wollen dafür eng zusammenstehen, wie die Sardinen in der Dose eben.
Innerhalb von einem Monat haben sich die „Sardinen“zu einer ernst zu nehmenden politischen Kraft entwickelt, die bewiesen hat, mobilisieren zu können. Laut Umfrage sympathisieren 42 Prozent der Italiener mit der Protestbewegung, 27 Prozent können sich vorstellen, sie zu wählen, wenn sie antreten würde. Bei den unter 30-Jährigen liegt der Anteil gar bei 50 Prozent.
Die Bewegung richtet sich in erster Linie gegen die fremdenfeindliche Lega des Populisten Matteo Salvini, der noch mit 30% der Stimmen rechnen kann, damit eine Parlamentswahl aus jetziger Sicht gewinnen würde.
„Erfunden“wurden die „Sardinen“von Mattia Santori, einem 32-jährigen Sportlehrer aus dem traditionell politisch linken Bologna, der einer politischen Kundgebung von Salvini etwas entgegensetzen wollte. Er startete in den sozialen Netzen einen Aufruf zum Flashmob und war damit überraschend erfolgreich. „Eng wie die Sardinen“standen im Zentrum von Bologna schon beim ersten Aufruf 15.000 Menschen zusammen, um gegen „die Kultur des Hasses“und die „Politik der Spaltung“zu protestieren.
Das war vor einem Monat. Seither haben sich insgesamt mehr als 400.000 Menschen auf rund 60 Plätzen in ganz Italien „wie die Sardinen“versammelt, „um das Gewissen des Landes wachzurütteln“. Gestern demonstrierten sie erstmals in Rom. Laut Organisatoren nahmen 100.000 Menschen teil, die Exekutive zählte rund 35.000.